Wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten, auch nicht mehr sagen zu den Werken unsrer Hände: Ihr seid unser Gott, sondern lass die Waisen bei Dir Gnade finden.
Es gibt alle möglichen Rosse, von denen uns der Herr herunterbringen muss. Der Teufel möchte uns um jeden preis darauf zurückhalten; aber er darf nicht. „Auf Rossen wollen wir reiten,“ lautet die Sprache des natürlichen Herzens. Sieht man dann, wie weit man damit vom rechten Weg abgekommen ist, so ruft man aus: „O Gott, was habe ich gemacht! Du hast mich vor den Rossen gewarnt, und ich habe nicht hören wollen.“ Wir haben uns auf das verlassen, was wir mit dem Machwerk unsrer Hände fertiggebracht haben, und haben dazu gesagt: unser Gott. Wir werden es schon fertigbringen, denn wir haben noch Kraft genug in unserm Arm. Diese Kraft hat Gott darum erst lahmlegen müssen. Ja, der Herr hat immer noch Mittel und Wege, ein trotziges Menschenkind in den Staub zu beugen.
Wir kommen nun an das letzte Wort des 4. Verses, das alles zusammenfasst: „Die Waise findet Erbarmen bei Dir.“ Wir wollen uns jetzt den Waisenstand, der uns früher so zuwider war, gefallen lassen. Die hilflose, ohne Stütze und Empfehlung in der Welt zurückgebliebene Waise ist es, die dem Herrn das Herz abgewinnt, gerade wie die Witwe. Witwen und Waisen gehören zusammen. Wie sollte sich Gott nicht Seiner wie kahle Mastbäume gewordenen Witwen und Waisen erbarmen? „Er ist ein Gott des Gerichts,“ heisst es in Jesaja 30; aber Gericht ist nicht Sein letztes Wort, sondern Seine Gerichte bahnen den Weg für Gnade und Erbarmen bei allen, die sich noch beugen können, die das Ross in den Stall stellen und sich aufs Weinen und Bitten verlegen. Und zwar erbarmt Er sich in durchschlagender Hilfe, die darin besteht, dass Er in dem Herzen ein Neues schafft, so dass es einem ein für allemal vergeht, sich selbst helfen zu wollen oder bei den Menschen Hilfe zu suchen und dem lebendigen Gott die Treue und das Vertrauen zu kündigen.
Dass Du mich erniedrigt hast,
Will ich Dir, Du Höchster, danken.
Unser Herz verliert sich fast
Und vergisst die engen Schranken;
Aber Du machst alles klein,
Was verlanget, gross zu sein.
Ä Drücktest Du nicht unsern Sinn
Mit dem Kreuz fein in die Tiefe,
O wo flögen wir noch hin?
Und wer ist, der zu Dir riefe?
Aber im Erniedrigtsein
Lernt man aus der Tiefe schrein.
Du machst dürr und gibst doch Saft;
Du machst arm, uns viel zu geben,
In der Schwachheit Deine Kraft,
In dem Tode selbst das Leben.
Ich bin elend, führ mich Du
Aus der Tiefe himmelzu!