So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn, dass ihr wandelt, wie sich’s gebührt eurem Beruf, darinnen ihr berufen seid.
Von dem in Vers 1 gegebenen Gesichtspunkt aus lässt uns nun Epheser 4,1-16 betrachten. Es ist ein Gefangener, der hier zu uns redet, ein Gefangener im Herrn, und zwar einer, der trotz seiner Bande nicht einen Moment die Gemeinde aus den Augen verliert. Sein persönliches Arbeitsfeld muss andern überlassen bleiben, die in nicht gerade schöner Weise davon Besitz nahmen, einige „um meinen Banden Trübsal zu erwecken“, wie er den Philippern schreibt (Kap. 1,16), andre „verkünden Christus aus Streitsucht, nicht lauter.“ So traurig das alles war, konnte sich der Apostel dennoch freuen, dass Christus überhaupt verkündigt wurde. Er lag im Kerker, ausgeschlossen von dem bisherigen Feld seiner Wirksamkeit; die Leute, die in seine Arbeit getreten, waren durchaus nicht für dieselbe geeignet, nicht lauter in ihren Beweggründen; und doch sagt er: „Ich freue mich;“ es ist gut für mich; „es wird mir zur Seligkeit ausschlagen,“ zum Heil gereichen (Vers 19). Der Herr verliert nie das Heil, die Seligkeit Seiner Arbeiter aus den Augen.
Paulus ist wie auf einer hohen Warte in seinem Gefängnis und übersieht alles mit klarerem Blick als je zuvor. In dieser seiner Abgeschlossenheit ist er seinem Gott näher denn je und trägt auch die Gemeinde mehr denn je auf dem Herzen. Von jenem Kerker ging ein Strom des Lebens und der Liebe aus, und in diesem Geist ist sowohl das erste Kapitel des Philipperbriefs wie die Epistel an die Epheser geschrieben. „Ich ermahne euch nun, ich, Gefangener im Herrn“ - und er hatte als solcher ein Recht, zu ermahnen, - ich ermahne euch nun, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid, und zwar zu der allerheiligsten Berufung, die weder Engeln noch Erzengeln in den Sinn gekommen wäre, - ein Glied am Leibe Christi zu sein (1Kor 12,12) - ein Teil von Christus; denn Christus ist nicht nur das Haupt, sondern schliesst auch den Leib in sich. Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch Christus. „Christus wird vervollständigt durch alle Seine Glieder. Christus braucht alle Seine Glieder zu Seiner Vervollständigung; Er kann deren keins entbehren (Eph 4,10), Sein Leib ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“