So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn, dass ihr wandelt, wie sich’s gebührt euerm Beruf, darinnen ihr berufen seid.
Wenn auch nicht im buchstäblichen Sinne des Apostels Paulus, so doch im geistlichen Sinn müssen wir des Herrn Gefangene sein und von Ihm in Fesseln geschlagen sein, wenn wir andre ermahnen und dem Herrn dienen wollen - „dass ihr wandelt, wie sich’s gebührt eurem Beruf, darinnen ihr berufen seid,“ - und wie nun? Gefangene des Herrn zu sein und Salz zu haben, das alle Fäulnis zurückhält, ist ein und dasselbe. Wie wird man ein solcher Gefangener des Herrn? Da habe ich für euch eine Stelle, die mir auf dem Herzen liegt (die aber leider nicht in unsrer Lutherbibel steht, sondern in neueren Übersetzungen, dem Grundtext entsprechend): Psalm 118,27: „Jehova ist Gott, und Er hat uns Licht gegeben; bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars.“ Je länger, je mehr ich auf diese stelle zurückkomme, - eine derer, die Gott mir unterstrichen hat, - ist es mir, als dürfte ich mir Gott vorstellen, in der einen Hand Licht, der Gott alles Lichts, und in der andern Hand Stricke, zu binden das Festopfer, und das sind wir, an die Hörner des Altars: aus uns ein Festopfer zu machen; Leib, Seele und Geist auf den Altar unsres Gottes zu bringen als Sklaven Jesu Christi. Der Herr ist Gott, der uns Licht gibt oder gegeben hat. Licht und Wahrheit. Das Licht wird uns nicht gegeben, um damit zu spielen, auch nicht, damit wir unsre Finger verbrennen, sondern dass wir ein Brandopfer werden auf dem Altar unsres Gottes und Seine Gebundenen. Bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars. Sein für immer! Durch die Macht der Wahrheit, die auch heute noch zu Boden werfen kann, überwunden, und nun gebunden an Ihn, den Herrn der Herrlichkeit. - Lasst vor unserm Geist aufs Neue lebendig werden diese alte, klassische Gestalt, deren Lebensbeschreibung einen grossen Teil der Apostelgeschichte füllt und der die Kirche so viel verdankt: die Gestalt des Heidenapostels. In der Stunde, wo Seine Majestät die Hand auf diesen Mann gelegt und ihm das Wort ins Gewissen geschleudert: „Saul, Saul, was verfolgst du Mich?“ da hat er seine Arme ausgestreckt, wie der Herr zu dem Petrus sagte in Seiner letzten Unterredung (Joh 21,18), und hat sich gebunden auf der Stelle abführen lassen. Und er geht, und es ist Nacht geworden über ihm. Und diese Nacht ist symbolisch. Die Nacht, die auf seine Augen sich senkte, war nur ein Ausdruck seines ganzen vergangenen Lebens, über das ein Schleier fiel. Es war ein Schiffbruch. Und der Mann, welcher wusste, was er wollte, sein ganzes Leben von Kindheit an, der hat nichts halb getan. Den hat sich der Herr Jesus auserwählt, einen solchen brauchte Er, einen, der sich von Ihm gebunden wegführen liess und der je länger, je mehr - er beschreibt’s in seinem Lebenslauf - keine höhere Autorität mehr kennt, als dass er von dem Herrn der Herrlichkeit direkt sein Apostelamt erhalten. „Ich, der Gefangene des Herrn Jesu Christi!“ Wir haben so viel wahre Autorität, als wir die Gebundenen und Gefangenen Seiner Majestät sind und wissen, wer uns sendet, wem wir dienen und wem wir uns verkauft haben - an den Herrn der Herrlichkeit, ein Erkauftsein - unterschrieben mit Blut! Und dieses Blutsiegel tasten wir nicht mehr an.