Christus unsre Weisheit.
Dem unweisen , törichten, Trennung anrichtenden Treiben in Korinth gegenüber fasst der Apostel alles, was er gesagt hat, in diesem Kapitel zusammen in dem grossen Wort: Jesus ist uns gemacht zur Weisheit. Nicht nur führt Er uns auf die Spur der wahren Weisheit, nein, sondern in Ihm sind alle Schätze der Weisheit verborgen und zusammengeschlossen. Ausser Ihm gibt’s keine Weisheit, und alles, was ausser Ihm, neben Ihm, los von Ihm Weisheit sein will, das offenbart sich früher oder später als Torheit. Er ist uns von Gott geworden zur Weisheit, und wenn Gott die Weisheit, die Fleisch gewordene Weisheit, in die Welt hineingesandt hat, welch ein Wahn, welch eine Verkehrtheit, neben dieser Weisheit noch eine andre aufrichten zu wollen!
Da ist nun die erste Frage: Was sagst du zu diesem Christus? Was deucht dir von Christus? Bist du bereit, in deinen Anschauungen, in deinem Disputieren, vielleicht in deinem konfessionellen Christentum dir ein Fragezeichen zu setzen und dich zu fragen, ob alles weise ist, ob nicht viel Menschliches hineingekommen ist, was deine Entwicklung aufhält, was dich von andern Gotteskindern scheidet? Alles, was uns von andern Kindern Gottes, was uns von unsern Brüdern trennt, ist nicht von Gott gegeben, mag es noch so himmlisch weise aussehen. Alles, was nicht Christus ist, scheidet. Christus bindet zusammen. Der Apostel spricht da gegen die Weisheit der Schriftgelehrten, der Hohen und Gewaltigen. Wie weit haben sie es denn gebracht, diese Führer des Volkes? - So weit, dass sie Ihn hinausschafften! Er taugte ihnen nicht. Er war ein Stein, der ihnen nicht hineinpasste in ihren eigenen Bau, und diesen wollten sie nicht zusammenstürzen lassen, sie wollten nicht abdanken. Blinde Blindenleiter! Da meinten diese Leute in ihrer Weisheit: Wenn wir den machen lassen, dann kommen die Römer, und es wird immer schlimmer. Namentlich nach der Auferweckung des Lazarus erhoben sie dieses Gerede. Wenn das so fortgeht, sagten sie, hört alles auf. Ja, eben die Menschenweisheit und die Menschenherrschaft hört auf. Ja, sie sind fortgenommen, die Juden, und das Volk hat aufgehört als Nation, aber nicht, weil man ihre Herrlichkeit hinweggenommen, sondern weil man Jesus hinweggenommen hat.
Und was damals die Juden getan haben, das war im Grossen wie eine Weissagung, ein Typus, was jeder Mensch tut, der sein Dasein und seine Lebenshoffnungen nicht gefangen geben will unter das Kreuz. Wenn ich Jesus machen lasse, dann höre ich auf zu existieren. Ja, sagt man, da würde mein eigenes Leben zur Öde und Wüstenei, da hätte man keine Freude, keine Freiheit mehr. Das ist die Weisheit der Welt. Da sucht sich jeder nun zu waffnen und zu wahren und setzt seine Grenzen. Aber diese Weisheit ist eine Torheit; es ist nichts törichter, als um seine Zukunft besorgt sein, wenn man sie etwa Jesus ausliefern würde. O Menschenkind, wer hat es denn jemals verstanden, sein Leben zu regieren? Gib dich einmal gefangen unter die Predigt des Kreuzes und merke, du kannst aus deinem adamitischen Leben keinen Garten Eden machen; es nagt ein Wurm an dir, und willst du, dass bei deinem Leben etwas herauskomme, so beuge dich unter Jesus und werde Sein Gefangener und lerne bei Ihm die Weisheit der oberen Welt.