Und Jakob stand des Morgens frühe auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Mal und goss Öl oben darauf und hiess die Stätte Bethel; zuvor aber hiess die Stätte Lus. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: „So Gott wird mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott sein; und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal, soll ein Gotteshaus werden; und alles, was Du mir gibst, des will ich Dir den Zehnten geben.“
Was tut Jakob? Er hält erst eine Art Gottesdienst, richtet ein Denkmal auf, giesst Öl auf den Stein und nennt die Stätte Bethel, d. h. Gotteshaus, aber er geht nicht hinein in den geöffneten Himmel, er benützt nicht die herrliche Leiter, d. h. er geht nicht ein auf die wunderbaren Verheissungen. Er stellt sich nicht darauf als auf den neuen Grund, auf den er seine Zukunft baut.
Dafür legt er ein Gelübde ab. Habt ihr es ihm schon nach gesprochen? Es ist nicht recht begreiflich, wie ein Kind des göttlichen Segens so handeln kann. Aus dem geöffneten Himmel bot dem heimatlosen Fremdling der Gott Jehova die Gnadenhand; Er streckte sie ihm entgegen. Du hast deinen Weg verderbt, aber es soll dir an nichts fehlen; Ich will dich wieder zurückbringen und tun alles an dir und begehre nichts weiter von dir, als dass du dich von Mir führen lässt. Und was sagt Jakob? Er stellt seinem Gott lauter Bedingungen und will erst sehen, ob Gott wirklich Seine Worte erfüllt; er will erst eine lange Zeit vergehen lassen, bis er Gott seinen Gott sein lässt.
Erkennst du dich nicht selbst in diesem Jakob? Der Herr bot dir auch Seine freie Gnade an, und du hattest nur lauter Wenn, Wenn, Wenn; du wolltest erst probieren und warst nicht gewiss, ob du Seinen Worten und Zusagen unbedingt vertrauen durftest. Wir sind nicht da, um Jakob zu kritisieren; wir wollen in unser Inneres sehen, und da erblicken wir einen Abgrund, vor dem wir erschrecken müssen. Wer erst probieren will, der vertraut nicht; das „Wenn“ ist das Gegenteil von „Vertrauen.“ So geht man nicht mit Gott um, und so stellt man sich nicht Ihm gegenüber. Wie schändlich ist es, wenn Gott uns die Luft reinigt und alle Nebel und Schleier, die wir über uns angehäuft haben, durchbricht und uns den geöffneten Himmel zeigt und wir dann nicht hineingehen, sondern erst Versuche anstellen wollen mit unserm Gott, ob Ihm auch völlig zu trauen ist! Lasst uns lernen, zu sprechen: Ich vertraue Dir, Herr Jesus; dann machen wir andre Erfahrungen als Jakob. Wie gut hätte es Jakob gehabt, wenn er gleich dem Herrn vertraut hätte, als der Herr ihm sagte: Ich will dich nicht lassen (Kap. 28,15). Er hätte gleich eingehen können in die Ruhe des Glaubens und Vertrauens; aber das tat er nicht, sondern etwa 20 Jahre lang versuchte er sich in eigenem Ringen und Arbeiten, und Gott musste ihm wieder entgegentreten, bis Jakob endlich die Sache umdrehte und sagte: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“