Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 23,37 - 24,14 - Tod, Gericht, Ewigkeit!Mt 23,37 - 24,14 - Tod, Gericht, Ewigkeit!
Vers 37 bringt uns einen Weheruf, einen Anklageruf Jesu an sein Volk, an das Jerusalem, an das der Herr so viel Gnade gerückt hatte, dem er — Jehova — seine Knechte gesandt und zuletzt seinen Sohn, der hier noch einmal zu Jerusalem redet, als er schon auf dem Wege war, gekreuzigt zu werden, wie er sehr wohl wußte. Wir haben auch unsere Zeiten gehabt, wo der Herr uns in besonderer Weise angefaßt hat — wo er uns in besonderer Weise nahe getreten ist — wir haben unsere Zeiten, wo er die Hand an uns legt. Da nimmt der Herr uns aus unserer gewohnten Umgebung heraus und führt uns in die Stille, um zu uns zu reden — und da ist es außerordentlich wichtig, daß er unser Ohr bekomme; denn mit einem Wechsel des Aufenthalts und dem täglichen Hören des Wortes Gottes ist es noch nicht getan. Man kann sich an alles gewöhnen — aber wohl uns, wenn wir uns durch das Wort des Herrn enger mit ihm verbinden lassen! Die Küchlein finden unter den Flügeln der Henne Schutz und Deckung, und es ist da warm. In der Welt ist es kalt — da weht es einen oft sehr kalt an — die Menschen begegnen einem oft mit Kälte und das tut weh. Da kann ein warmer Händedruck zu einer wahren Erquickung und Aufrichtung werden. Der Herr ist nahe vor der Tür. Er kündigt sich an Vers 39 mit den Worten: „Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis ihr ruft: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!" bei seiner Wiederkunft. Und nun Kapitel 24: „Jesus ging hinaus und hinweg vom Tempel." Der Tempel ist Jesu Aufenthalt — und wir können, auch wenn wir hinausgehen in die kalte Welt, mit ihm in Verbindung bleiben, unter seiner Deckung wie die Küchlein unter den Flügeln der Henne. Der Aufenthalt im sichtbaren Tempel ist immer nur vorübergehend. Lernen wir doch, in allen Begegnungen stiller und immer stiller werden, um alles mit dem Herrn durchzumachen, damit wir nicht in Höhen kommen und uns nicht in Tiefen verlieren, sondern im inneren wie im äußeren Leben einen gebahnten Weg gehen. Die Jünger hatten immer noch anderes im Auge. Während der Herr von seiner Wiederkunft mit ihnen redet, bleibt ihr Blick auf dem Tempel ruhen, und der Herr sagt zu ihnen: „Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch . .." Die Herrlichkeiten dieser Welt konnten den Herrn nicht blenden — auch nicht die Herrlichkeiten des israelitischen Heiligtums. Das alles sieht er im Geiste bereits zusammenbrechen unter der unbarmherzigen Hand des römischen Kaisers. Da kommen die Jünger und wollen Privatunterricht vom Meister. „Als er am Ölberg saß, traten die Jünger zu ihm" — es war eine Nachversammlung — „und sprachen: . . Wenn wir das Wort Gottes gehört haben in kleinerem oder größerem Kreise, in einer Andacht, in Kirche, Schule oder Kapelle oder aus freiem Felde, so gehen wir noch besonders zum Herrn. Wir gehen zu ihm mit allen Eindrücken, die das Erdenleben und ein Tagewerk uns bringen, damit wir im rechten Tempo bleiben, weder entmutigt werden, noch in die Höhe wachsen, und uns nichts einbilden, sondern in der Demut bleiben und unsere Wurzeln tiefer einsenken in den Heimatboden des Wortes Gottes und der Ewigkeit. Hier unten ist unseres Bleibens nicht. Wie dem aber auch sei, wir haben eine feste Zuversicht, die niemand uns rauben kann — die Wiederkunft unseres Herrn. Da wünschen die Jünger Zeichen seiner Zukunft —> und — was für sie zusammenfällt — des Endes der Weltzeit. Im Grunde haben sie Recht: nicht das Ende der Welt — sondern der gegenwärtigen Weltzeit. Diese letztere endet mit der Zukunft des Herrn. Zukunft und Ende der Weltzeit fällt zusammen. Die Wehen, durch welche die Völkerwelt gegenwärtig geht, weisen uns darauf hin, daß der Herr nahe ist und wir uns zu bereiten haben, ihm entgegengerückt zu werden in den Wolken. „Jesus sprach: Sehet zu, daß euch niemand verführe." Vers 5: „Denn es werden viele kommen in meinem Namen. .. und viele verführen." Sie werden einen Anhang bekommen, wie das überall ist, wo Verführer sind. Sie bekommen ihren Anhang, weil der Feind immer noch der Fürst dieser Welt ist und noch Anhang findet überall, wo man nicht am Herrn hängt. Man wird regiert vom Fürsten der Finsternis und von seinen Eindrücken und Stimmungen, wenn man nicht unter dem Zepter Jesu Christi und unter der Leitung seines Geistes steht. Es gibt keinen Zwischenweg. Vers 6: „Ihr werdet hören von Kriegen und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht.. . aber das ist noch nicht das Ende ... da wird sich allererst die Not anheben." Davon haben wir ja noch nicht die ganze Erfüllung. Da und dort hebt allerdings die Hungersnot an. Wenn das Brot knapp zugemessen werden muß, so ist das schon ein Anfang der Erfüllung dieser Worte und ein Wink für uns, uns zu rüsten, weil das Bewegliche bewegt wird, auf daß das Unbewegliche bleibe. Mit Vers 9 beginnt ein neuer Abschnitt. „Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen. Dann werden sich viele ärgern und werden sich untereinander verraten, und werden sich untereinander hasten." Sie werden euch hinausschaffen. Es wird hier unten kein Raum mehr für euch sein, weil ihr den anderen im Wege seid mit eurem Zeugnis — ihr habt nichts mehr hier unten zu tun; man wird euch bedrücken und hinauswerfen. Ihr werdet gehaßt werden, wo ihr hinkommt. Das Volk der Nazarener wird gehaßt sein von allen Völkern um meines Namens willen. Diesen Namen Jesus wollen sie nicht hören — gerade von dem einzigen Namen, in dem sie gerettet werden können, wollen sie nichts wissen. Das ist für uns ein Grund mehr, uns tiefer in den Namen Jesus zu versenken — in seinen Retternamen, unter seine Retterarme uns zu bergen, unter seinen Schutz, seine Fittiche. Da werden viele irre werden und nicht mehr wissen, was sie denken sollen, keinen Ort mehr finden, wo sie sich daheim fühlen — denn man wird sich gegenseitig verraten und einander hassen, anstatt dankbar zu sein, daß man einander hat. Das merken eben leider gar manche erst, wenn sie die Ihrigen verloren haben. Einander hassen ist Abgrundswerk — ein Werk des Fürsten der Finsternis, der seine eigenen Leute quält und ein Mörder von Anfang ist. Vers ii: „Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen", zu sich hinziehen, vom Herrn abwendig machen, in allerlei ungesunde, fremdartige Dinge verstricken. „Und weil die Ungerechtigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten." Sie werden sagen: Da sieht man, daß man sich auf niemand mehr verlassen kann — aber nicht bei allen wird die Liebe erkalten. Wenn es draußen kalt ist, hüllt man sich in einen Mantel, und wenn in der Geisteswelt kalte Winde wehen — wenn die Ungerechtigkeit überhand nimmt, dann hüllt man sich fest ein in die Liebe Gottes und schützt sich da gegen Erkältung und erkältende Einflüsse — aber es gilt ausharren. Wenn die Dinge sich in die Länge ziehen, verliert man leicht den Mut. Mancher wirft da seine Waffen weg und verzagt. „Wer beharrt bis ans Ende, der wird errettet werden." Und solches Beharren lernt man allmählich. Es geht damit stufenweise. Wenn andere erkalten, treten wir tiefer in den Feuerherd der Wärme und Liebe Gottes hinein — ins Wort Gottes — und werden damit unabhängig von den erkältenden Winden unserer Umgebung. Das Wehen des Geistes und die Gnade Gottes decken uns. „Und dieses Evangelium vom Reiche wird gepredigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen."