Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Pharisäische und wirkliche Gerechtigkeit
Mt 5,20 - 19. FebruarMt 5,20 - 19. Februar
Denn Ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Man möchte sich manchmal wundern, dass der Herr Jesus zu Anfang Seiner Laufbahn es wagte, mit den Pharisäern in so majestätischer Unabhängigkeit und mit solcher Autorität zu reden. Von Anfang an nahm Er eine königliche Stellung gegen die Leiter des Volkes ein. Auch in der Bergpredigt redete Er (Mt 5,7) „mit Autorität“; das Volk erkannte, dass Er „nicht sei wie die Schriftgelehrten.“ Er ist der einzige, der es immer wiederholen darf: „Ich sage euch.“ Er kann sich selbst gegenüber jedem andern Ich behaupten und bleibt, bis jeder irdische Name verschwunden ist und der Seinige allein bleibt. Und bedenke, der du ein Glied der Gemeinde Jesu bist, dass, so deine Gerechtigkeit nicht besser ist denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, du nicht bereit sein kannst für die Zukunft des Herrn und nicht eingehen kannst zu dem Abendmahl des Lammes.
Ich will nur einen Charakterzug der pharisäischen Gerechtigkeit vor
eure Augen stellen. „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr
Heuchler! die ihr Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, aber inwendig sind
sie voll Raubes und Frasses. Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das
Inwendige am Becher und an der Schüssel, auf dass auch das Auswendige
rein werde. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich
seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber
inwendig sind sie voller Totengebeine und alles Unflats“ (
Wünschest du zu scheinen, was du nicht bist, einen Eindruck zu machen, der mit der inneren Realität nicht übereinstimmt, durch eine Bewegung, ein Lächeln, einen Händedruck vor andern zu erscheinen, was du nicht bist, und zu verbergen, was du wirklich bist, - das ist pharisäische Gerechtigkeit. Es ist dies dem, was der Herr von Seiner Braut erwartet, geradezu entgegengesetzt. „Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch,“ auf dass das ganze Wesen makellos bei Seiner Zukunft dargestellt werde! Durch und durch! Wisset ihr, was das heisst? Ach, dass das eine Hauptfrucht dieser Andachten sei, dass wir es erkennen und begreifen lernen, nicht nur mit dem Verstand, sondern mit der ganzen Tiefe unsres moralischen und geistlichen Wesens wie nie zuvor, was das heisst: durch und durch geheiligt zu sein!