Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Sieh dir, lieber Leser, am heutigen Weihnachtstag unser Schriftwort genau an, dieses tief bedeutsame, bis in die Äonen der Äonen hineinreichende Wort! Der Schlangentreter ist das Kind in der Krippe, dein Heiland Jesus Christus, in dem alles geschaffen worden ist, was geschaffen ist, der Seinem Vater bei der ersten Schöpfung sowie bei der Wiederherstellung der Erde Bürge war. Er ist der grosse Wiederbringer, der Eine, auf den sich Gott unbedingt verlassen konnte. - Auf dem Mailänder Dom stehen zwei Statuen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Auf der einen Seite des Turmes Adam und auf der andern Eva. Die beiden Gestalten haben einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, und ich sehe heute noch den Ausdruck namenlosen Wehs auf dem schönen Antlitz Adams. Da steht er auf seinen Spaten gestützt und blickt wehmütig zurück auf das verlorene Paradies, vor das Gott den Engel mit dem flammenden Schwert gestellt hat und dessen Eingang kein Mensch und kein Engel erzwingen konnte.
Ja, infolge des Falles ist der Mensch aus dem Garten hinausgestossen worden, damit er fortan den Erdboden bebaue, und wenn er sich jetzt noch so viele Gärtchen anlegt und sich das Leben noch so leicht zu gestalten sucht, es gelingt ihm nicht - ein Wurm nagt an allem Glück und an aller Pracht, so dass es zu keiner wahren Ruhe und Freude kommt. Was kein Engel vermocht hatte, das hat Jesus getan - Er hat den Eingang wieder geöffnet, die Rückkehr zum Vater wieder ermöglicht, nicht indem Er für hier unten wieder einen Zustand geschaffen, wie er im Paradies war, sondern indem Er uns in eine Verbindung mit Gott gebracht hat, wie wir sie uns nie hätten träumen lassen.
Der zweite Adam führt uns nicht nur zu Gott zurück, sondern auf Höhen, zu denen wir eben nur durch Ihn gelangen können. Die Erlösung erhebt uns weit hinaus über das, was Adam vor dem Fall gewesen war - nicht nur wird dadurch die Sünde getilgt, sondern der Mensch wird durch dieselbe in eine nie dagewesene, wunderbare Stellung zu Gott gebracht. Gott stellt nicht nur wieder her, was durch den Fall verlorengegangen ist, sondern Er führt den Menschen höher, und es ist vielleicht ein wesentliches Element im Höllenfeuer, das den Teufel verzehrt, wenn er sehen muss, dass der in die ganze Erlösung eingehende Mensch in innigere Beziehung zu Gott tritt, als früher jemals möglich gewesen wäre. Sind wir einmal so zu Gott zurückgebracht, so können wir gar nicht anders, als Ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt; dann fangen wir an durchzubuchstabieren, was wir unserm Gott verdanken, und es entsteht eine tiefe Kluft zwischen uns und unsrer Vergangenheit.
Heut schliesst Er wieder auf die Tür
zum schönen Paradeis,
der Cherub steht nicht mehr dafür;
Gott sei Lob, Ehr und Preis!