Nachfolgen Seinen Fussstapfen.
Welcher keine Sünde tat.“ Auf dem Weg der Liebe sündigt man nicht. Da murrt man nicht, sondern da vertraut man und wird immer stiller, aber nicht mit verbissenen Zähnen, weil man gewaltsam unterdrücken muss, wenn es im Innern kocht. Nein, in der Nachfolge Jesu wird es innerlich immer stiller; denn in der Nachfolge Jesu legt sich der Lammessinn auf uns. Da verklärt uns der Geist das Lamm, indem Er uns den Sinn des Lammes einprägt, einen königlichen Sinn. „Welcher keine Sünde getan hat und ist kein Betrug in Seinem Munde gefunden.“ Woher kommt alle Unlauterkeit im Reden? Aus dem Suchen der eigenen Ehre, aus dem Nichtleidenwollen, aus der Leidens- und Todesfurcht und dem unseligen Zug, eine Rolle auf der Erde spielen zu wollen, während doch unsre Namen im Himmel angeschrieben sind, wenn wir Kinder Gottes sind. Unser Heiland wurde unter die Missetäter gerechnet, und doch steht von Ihm geschrieben: „Der nicht widerschalt, da Er gescholten ward,“ nicht innerlich rebellierte, „nicht drohte, da Er litt, sondern sich dem übergab, der da recht richtet.“ Wo sind unsre Sünden? Am Kreuz angenagelt. „Er hat unsre Sünden hinaufgetragen aufs Fluchholz,“ hat das geheimnisvolle Band zerrissen, das uns infolge des Falls mit unsrer Vergangenheit, unsern begangenen Sünden, mit dem Erbteil unsrer Väter zusammenband. Das alles hat Er gelöst, damit wir nun Macht hätten, der Gerechtigkeit zu leben. In Ihm haben wir Gerechtigkeit, neues Leben, Loslösung von unsrer natürlichen Erbschaft, unserm Temperament, Loslösung in der Gemeinschaft mit Ihm, so dass wir, von der Sünde losgelöst, Ihm leben, durch dessen Wunden wir geheilt wurden, in unserm innersten Lebensmark, unsrer Innersten Lebensrichtung, unserm Tun und Lassen, unsrer Liebe zu andern. „Durch dessen Wunden ihr geheilt wurdet,“ - ihr, die ihr wie die irrenden Schafe waret. Man sucht aus seinen Gebundenheiten herauszukommen, und es geht nicht. Heilung für den innern Menschen, neuen Aufbau für den sittlichen Menschen, Umgestaltung in das Bild Christi findet man nur in den Wunden Jesu, in der Sühnung für unsre Sünden, die Jesus am Kreuz vollbracht hat. Das ist eine Heilung, die sich als stichhaltig erweist allen Proben gegenüber, durch welche die Liebe und der christliche Charakter zu gehen haben. Es ist etwas von Gott Geschaffenes, und was aus Gott geboren ist, das überwindet die Welt und das eitle, selbstsüchtige Wesen dieser Welt. „Wenn Er Sein Leben zum Schuldopfer gegeben haben wird, so wird Er Samen haben.“ Da wachsen aus Seinem Leben, Leiden und Sterben christliche Charaktere heraus. Ein Lamm zeugt Lämmer, keine Löwen. Was aus Christus gezeugt ist, weist sich aus als gottgezeugte Lammesnatur in allen Proben, weil man den Proben gegenüber nicht mit der alten Natur ins Feld rückt, sondern sich durch den ewigen Geist hineinführen lässt in die Proben, die Gott misst nach Dauer und Stärke.
Nun habt ihr rechtsum kehrtgemacht, irrende Schafe, die ihr waret, im Suchen des eigenen Lebens verloren, „ihr habt euch umgewandelt zum Hirten und Bischof eurer Seelen“ (Vers 25). Es handelt sich nicht um äussere Nachfolge, sondern darum, dass wir mit den Wurzeln unsres Lebens in des Hirten Hand bleiben. Dann wird sich ganz natürlich Jesu Charakter in der verschiedenartigsten Weise und in den verschiedenartigsten Individualitäten ausgestalten.
Immer stiller — immer stiller
Lass, o stilles Lamm, mich sein!
Still in Freuden, still in Leiden,
Immer in die Still’ hinein!
Wenig Worte und viel Kraft
Und ein sanftes, stilles Wesen
Sei zu meinem Schmuck erlesen!