Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 6,13 Jak 1,1-15 - 7. OktoberMt 6,13 Jak 1,1-15 - 7. Oktober
Führe uns nicht in Versuchung.
Es soll nun in folgendem gesagt werden, warum dies Gebet unentbehrlich ist, auf beide Seiten hin, ob in Bezug auf Jakobus 1,2 und 12 oder in Bezug auf Vers 13 und 14. Was auch in meiner Natur schon überwunden sein mag, wovon mich das Blut Jesu schon gelöst haben mag, ich lebe doch nur in der Freiheit, ich kann doch nur in Liebe und Geduld ausharren, soweit Gott mich bewahrt, und dadurch, dass Gott über mich wacht, dass durch die Begegnung mit der Kreatur nichts in mir geweckt wird von meinem Verderben, dass die Lust nicht empfängt. Die eigene Lust ist die sündliche Natur, in welcher die Stoffe sind, die Feuer fangen können. „Locken und reizen“ und sich regen kann sie nur, wenn wir nicht im Geist wandeln. „Empfangen“ kann sie nur, wo der Geist nicht mehr auf dem Plan ist. Aber ich darf mich nie darauf verlassen, dass ich soundso viel Geistesmensch bin, sondern ich bin immer abhängig von meinem Gott, dass Er mich bewahrt. Es können sonst Sachen kommen, wo ich doch unterliegen würde.
Du darfst es also nicht wagen, in Situationen hineinzugehen, wo Versuchliches an dich herantritt, ohne zu beten: „Führe mich nicht in Versuchung.“ Führe mich, Herr, so, dass ich bewahrt bin; sei es, dass ich gedeckt bin vor mir selbst, meinem innern Verderben, gedeckt vor Hochmut und Lust oder gedeckt vor äussern Umständen, wenn die Wellen zusammenschlagen. Wir sind keine Helden, dass wir sagen können: es komme, was da wolle. Nein, wir sind nicht unantastbar. Wenn der Herr nicht über uns wacht bei unserm Ein- und Ausgehen, so sind wir bald am Boden und unterliegen. Es ist da auf einmal etwas da, was uns aus der Fassung bringen kann. Wer betet: „Führe uns nicht in Versuchung,“ der ist von Gott und Seiner Leitung abhängig, der spürt alle Tage und Stunden, dass Gott ihn hält. Er weiss, was Er mir zumuten kann; ich verlasse mich auf Ihn.
Und gerade dieses ist auch so wichtig in allen Fragen der Entscheidung. Es liegt grosse Gefahr darin, in Zeiten der Entscheidung, wo uns etwas nach rechts oder nach links zieht und der Herr noch kein Licht gegeben, dass wir dann in einen Wirrwarr kommen. Wir sind fremden Einflüssen ausgesetzt und können des Wegs verfehlen. O da haben wir zu beten: „Führe uns nicht in Versuchung! Gehe Du mit, decke mich, leite mich!“