Dein Reich komme.
Diese Bitte können nur Leute beten, denen es wirklich ein Herzensanliegen ist, dass Gott zu Seinem Recht, zur Herrschaft komme, dass Er das Regiment führe. Wer nicht vor allem nach dem Reich Gottes, nach dem Reich und der Gerechtigkeit des himmlischen Vaters trachtet, kann nicht in Wahrheit beten: „Dein Reich komme!“ denn im Grundtext heisst es eigentlich: „Trachtet am ersten nach Seinem Königtum und nach Seiner Gerechtigkeit“ - also nach dem Reich und der Gerechtigkeit des himmlischen Vaters. Nur Kinder Gottes können überhaupt das Vaterunser im Geist und in der Wahrheit beten - und eine wirkliche Sohnschaft dem Vater gegenüber ist nur da vorhanden, wo der Pfingstgeist und mit Ihm die Liebe Gottes ins Herz ausgegossen ist. Dem, der noch nicht Kind ist im Vaterhaus und noch nicht im Geist und in der Wahrheit sagen kann: „Mein Vater“, „Unser Vater, der Du bist in den Himmeln“, sich im Geist zusammenschliessend mit allen, die den Geist der Kindschaft haben und „Abba, lieber Vater!“ rufen können, dem fehlt die Vorbedingung für das Verständnis des Vaterunsers.
Die Bitte: „Vater unser in den Himmeln, Dein Reich komme!“ schliesst unsre Abdankung in sich. Wir bekennen damit, dass wir lange genug die Herrschaft geführt haben - in den meisten Fällen vielleicht auf Kosten andrer; denn wer selbst das Regiment in Händen haben will, drückt in der Regel andre beiseite. Der Teufel wollte Gott vom Thron stossen, darum hat er den Samen des Misstrauens ins Herz unsrer Stammeltern niedergelegt und ihnen ins Ohr geraunt: „Ich kann es besser als Gott.“ Sein Besserkönnen und Bessermachen aber besteht darin, dass er den Menschen, die seiner Stimme Gehör schenken, allerlei Kniffe und Unsauberkeiten ins Herz gibt, denn er will sie absolut in seinen tiefen Fall, in die Auflehnung gegen Gott mit hineinziehen. Das ist satanisch, und wir dürfen uns nicht verhehlen, dass etwas Satanisches darin liegt, wenn wir irgendwo in unserm Lebenskreis die Herrschaft an uns reissen wollen, sei es auch nur im engsten Familienkreis. Der Herr Jesus hat sich während Seines Erdenwandels keinen Augenblick um etwas andres gekümmert als darum, es Seinem Vater recht zu machen; nie kam ein Moment, wo Er sich nicht auch in den dunkelsten Führungen unter den Willen des Vaters gebeugt hätte.