Weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden, die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrbar wandeln als am Tag, nicht in Fressen und Sausen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und wartet des Leibes, doch also, dass er nicht geil werde.
Ermuntert euch, ihr Frommen,
zeigt eurer Lampen Schein!
Der Abend ist gekommen,
die finstre Nacht bricht ein.
Es hat sich aufgemachet
der Bräutigam mit Pracht;
auf, betet, kämpft und wachet,
bald ist es Mitternacht!
Mehr und mehr haben die Gläubigen das Gefühl, dass es Abend geworden und dass der Herr nahe ist. Die Macht der Finsternis wird offenbar, und der Teufel zeigt einen Zorn, aus dem wir ersehen können, dass er wenig Zeit mehr hat (Off 12,12). Gleichgültigkeit und Leichtsinn in den ernstesten Fragen, ein Geist des Unglaubens und der Gottentfremdung nehmen in der Welt überhand, ja drohen sogar in der Gemeinde Christi einzureissen. Alles mahnt uns ernst und dringend: Wachet auf! Haltet euch wach!
Von Aufwachen und Wachbleiben kann aber keine Rede sein, solange man einen Christenwandel führt, der Christus Schande macht und den jedes ehrliche Gewissen verurteilen muss, solange man über sein Sündenelend seufzt, ohne entschlossen zu sein, an ihm herauszukommen. Man gewöhnt sich dann mehr und mehr daran, nicht zu sein, was man sein möchte und sein sollte, und es kann leicht dazu kommen, dass man gar nicht mehr an die Möglichkeit eines Gott wohlgefälligen Wandels und Lebens glaubt, dass der Schlaf zum Todesschlaf wird. Dieser unser Beruf zu einem heiligen, Gott wohlgefälligen Leben, zu einem Wandel mit reinem Herzen und unbeflecktem Gewissen im Hinblick auf das Kommen des Herrn soll in dieser Adventszeit den Kindern Gottes ins Bewusstsein zurückgerufen und sie aufgemuntert werden, mit der Sünde gänzlich und für immer zu brechen in der Kraft des Blutes und des Geistes Christi, gestützt auf Sein Wort.
Wenn sich ein Christentum, das sich zwischen Fallen und Aufstehen hin und her bewegt und bei dem man sich immer wieder überwinden oder beflecken lässt, vor der Schrift nicht halten kann, wenn es eine Tatsache ist, dass Jesus Christus Welt, Sünde und Teufel überwunden hat, wenn wir zu einem Leben steten und völligen Sieges über die Sünde berufen sind und der Herr bereit ist, uns in dieses Leben einzuführen und darin zu bewahren: wie kommt es, dass so wenige Christen darin wandeln?
Es gilt, sich ans Wort zu halten. Lange genug hat die Gemeinde Gottes geseufzt über ihre Ohnmacht, das ihr anvertraute Pfund zu verwerten und ihr Licht leuchten zu lassen. Wenn das Salz einen guten Teil seiner Kraft verloren hat, kommt es nicht vor allem daher, dass die Christen Gebote und Verheissungen ihres Gottes nicht mehr hoch und wert halten? Dadurch, dass wir sie in ihrem vollen Sinn wieder erfassen und glauben, werden wir der Welt von der Wahrheit des Evangeliums wieder den überzeugenden Beweis liefern, den sie von uns erwartet; und dieser liegt in einem echt biblischen Christentum, in einem Christentum, das Herz und Leben umgestaltet.