Denn so wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.
Aber, sagst du, ich habe ja Vergebung meiner Sünden bekommen! Die will ich dir nicht streitig machen; aber bist du gerichtet? Vergebung und Vergebung können zwei ganz verschiedene Dinge sein. O lass dir daran nicht genügen, dass dir gewisse Dinge vergeben worden sind. Der Schlamm und die Hefe sind in deinem Wesen zurückgeblieben; weder dein Leib noch dein Seelenleben noch deine Phantasie ist gereinigt; die alten Sünden kommen immer wieder. Oder kennst du schon eine Reinigung, die in die innersten Regungen und Bewegungen hineinreicht? Kennst du die Macht des Blutes Jesu Christi nicht, das nicht nur die Sünde vergibt, sondern das da reinigt von aller Sünde? Wahre neutestamentliche Sündenvergebung ist unzertrennlich verbunden mit Reinigung. Für uns ist jetzt schon der freie, offene Born von Sacharja 13,1 eröffnet. O wenn einmal der Herr Seine Wasser über Leib, Seele und Geist fliessen lässt, da erfährt man, was Reinigung ist. Die bei der Vergebung stehenbleiben, mögen viel vom Heiland reden, auch manches von Ihm erfahren haben; aber man spürt ihnen an, dass sie noch in Schmutz leben. Das sind arme Leute, unmündig und unter dem Gesetz, ihren Gott nicht kennend, die um möglichst billigen Preis ins Reich Gottes hineinschlüpfen möchten, aber sich fürchten, Gott zu nahe zu kommen; sie wollen ihre Freiheit behalten. Solche kann das Wort nicht durchrichten, und daher gehören sie auch nicht im engsten Sinne zum Hause Gottes; sie haben noch Sklavensinn. Die eigentlichen Hausgenossen, d. h. solche, die in die inneren Gemächer des Hauses eingedrungen sind, die wahren Söhne und Töchter, die richtet der Herr (Vers 32).
Ich frage dich: Willst du nicht Ernst machen mit Selbstgericht? Willst du dir nicht den Schleier vom Kreuz deines Erlösers hinwegtun lassen? Willst du nicht endlich einmal deine Hand zurückziehen und das jämmerliche Christentum, das du so lange mühsam und krampfhaft festgehalten und mit dem du eigenes Leben aufgebaut hast, zusammenfallen lassen? Nie wird der Herr Seine Arbeit mit deinem Bauwerk vermischen. Es gilt still werden, dass der Herr deine Ohren auftun und dich durchrichten könne, bis die Sprache des Kreuzes dir deutlich wird und das Wort Gottes für Seine Arbeit freien Raum in dir bekommt.