Denn ich eifere über euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch vertraut einem Mann, dass ich eine reine Jungfrau Christus zubrächte.
Ist es dem Paulus gelungen, das ihm vorgestellte Ziel der Gemeinde zu erreichen? Nein, trotz aller seiner Treue. Schon im Philipperbrief finden wir einen sehr ernsten und bedeutsamen Ausspruch in Kapitel 2,20: „Ich habe niemand gleichgesinnt,“ - d. h. der meine Gesinnung so teilte, der von Herzen für das Eure besorgt wäre, - „denn alle (die andern Arbeiter) suchen das Ihre und nicht das, was Jesu Christi ist.“ So also stand es bereits damals, dass auch Arbeiter im Reich Gottes - und damit ist nicht gesagt, dass es bewusste Heuchler waren - nebenher Privatinteressen verfolgten und dabei das Interesse des Hauptes, damit aber auch das der Gemeinde, versäumten. Und im letzten Brief, den der alternde Apostel schrieb, heisst es 2. Timotheus 4,16: „Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verliessen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet.“ Der Apostel musste erfahren, dass die Gemeinde sich aus dem Kindesalter der ersten Pfingstzeit nicht hat emporheben, sich nicht hat hineingestalten lassen in das Mannesalter Christi. Sie hat ihrem Herrn und Haupt den Ihm gebührenden Platz nicht gegeben und so vielleicht gerade die Sünde begangen, vor der der Apostel sie Epheser 4,30 ausdrücklich gewarnt hatte. Damit hat sie ihre Bereitung auf die persönliche Wiederkunft ihres Herrn aufgegeben und den Tag der Erlösung hinausgeschoben. - Wir wissen, welch grossen Raum das Wort vom Kommen des Herrn in der Schrift einnimmt. Wird aber eine Schriftwahrheit beiseitegesetzt, so füllt man die entstandene Lücke mit etwas anderm aus. Das zeigt ein Blick in die Kirchengeschichte. Wie vielfach sehen wir in unsern Tagen die Erwartung der Gläubigen auf besondere Geistesausgiessungen und Geisteserweisungen gerichtet, mehr als auf die persönliche Ankunft des Sohnes Gottes! Auch das heute gelesene Wort in Apostelgeschichte 3 redet deutlich von der Wiederkehr der Person Jesu Christi. Paulus hat da klar gesehen und es in seinen Pastoralbriefen aussprechen müssen, was wohl das Schmerzlichste war, das ihn treffen konnte, und was der Geist ihn hat wissen lassen (1Tim 4,1), dass nämlich die Gemeinde zunächst einer Abfallszeit entgegengehe.