Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Sendschreiben an die Gemeinde zu Laodizea
Off 3,20-22 - 18. FebruarOff 3,20-22 - 18. Februar
Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand Meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde Ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit Mir. Wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und Mich gesetzt mit Meinem Vater auf Seinen Stuhl. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Wenn wir einen werten Freund erwarten und haben sein Klopfen an der Tür gehört, so ist nur noch Zeit, einen letzten Handgriff bei der Bereitung des Gastzimmers oder an unsrer eigenen Toilette zu tun. Wir können ihn nicht an der Tür stehenlassen; es ist der Moment da, wo wir alles andre lassen müssen, was getan werden sollte, damit ein solcher Gast eintreten könne. Wie lang hat nicht schon unser Bräutigam Zeit gegeben, dass wir uns fertigmachen! Soll Er uns nicht auf Sein Klopfen aufmerksam finden? Und ist das Zimmer, ist das Herz nicht bereit - ist noch irdischer Sinn darinnen oder irdische Knechtschaft, sollten wir dann nicht bei der Hand sein, alles dahinten zu lassen, damit Er endlich Seinen Zweck erreiche?
„So jemand Meine Stimme hören wird.“ Dies ist nicht sowohl eine Botschaft an die Gemeinden als an die einzelne Seele. In jedem der Sendschreiben an die Gemeinden findet sich die Wiederholung gewisser Worte, an den einzelnen gerichtet. „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt,“ abermals: Wer überwindet u.s.w. Hier aber, nachdem Er den Engel der Gemeinde zu Laodizea angeredet hat, bricht Er in Seiner Botschaft an die Gemeinde ab, bevor Er die Ermahnung an die einzelne Seele wiederholt, und sagt: „Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand Meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem will Ich eingehen,“ „der Lebendige, der treue und wahrhaftige Zeuge.“
Wenn wir alle Sendschreiben durchlesen, kann es keine grössere Verheissung geben als die, womit das Sendschreiben an Laodizea schliesst: „unzertrennlich von dem Sohn,“ der unzertrennlich ist von dem Vater. Nirgends ist solche Fülle von Christusleben gegeben. Warum bekommen die Lauen die höchste Verheissung? Weil es nirgends so nötig ist wie da, wo man unter dem Hochdruck lauer Christen lebt, die viele Werke tun und keine Ahnung davon haben, welch ein Defizit in ihren Herzensbeziehungen zu der Person Jesu Christi ist. Durch diese laue Luft müssen sie sich Bahn brechen und sich jeden Morgen tiefer einhüllen in den Mantel Seiner Person, damit - nicht die kalte, sondern die viel gefährlichere, schwächende Luft der Lauheit ihr Geistesleben nicht mehr beeinträchtige und ihr Leben immer wärmet und heisser pulsiere. Man wehrt sich nicht anders, als dass man tiefer eindringt in Ihn. Manche wissen etwas davon, was das ist, unter lauen Christen zu leben, die kaum ein Loblied für das Lamm in ihrem Herzen finden können. Und da sich nicht erkälten und beflecken, dass keine Lauheit einziehe, das braucht den ganzen Heiland, das ganze Wort, alle Kräfte der ganzen Welt.
Das ist wahre Busse! O nur Busse tun, wo einer nicht mehr auf dem direkten Wege ist, vorwärts in die Demut und Sanftmut, aufwärts in die Kräfte der zukünftigen Welt, hinein in die Liebe mit allen Kindern Gottes! Näher, mein Gott, zu Dir! Darum lasst uns uns zusammenschliessen, dass wir durch Gottes Gnade immer wärmer werden. Näher zu Gott und damit auch näher zu allen Brüdern in ungefärbter Bruderliebe!