Darum so begürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi, als gehorsame Kinder, und stellet euch nicht gleich wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet; sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel.
Es ist ein wunderbares, leuchtendes Bild der grossen Errettung, die uns durch Jesus Christus geworden ist, welches in der ersten Hälfte des ersten Petrusbriefes vor uns hingestellt wird, ein Bild von jener Errettung, welche die Propheten von ferne geschaut, deren Grösse und Herrlichkeit wir nicht ausschöpfen können, die nur immer unergründlicher wird, je tiefer wir sie zu erforschen suchen. Alle diese herrlichen Dinge sind für uns, denen jetzt das Evangelium mit Bezeugung des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes verkündigt worden ist. Aber sie sind für uns unter der Voraussetzung, dass wir Kinder des Gehorsams sind (Vers 14). Welche Verantwortung haben wir dem Evangelium, dem Heil gegenüber! Kinder des Gehorsams gehen in die Schule, in die Schule der Gnade; in dieser Schule lassen sie sich erziehen, bilden, fertigmachen für die Herrlichkeit. Die Schule fängt an mit der richtigen Haltung, die man einzunehmen hat. Ehe die Kinder etwas andres lernen, muss ihnen Ordnung und Sitte beigebracht werden. So ist es auch im Geistlichen.
Einem so kostbaren Evangelium gegenüber gilt es sich zusammennehmen und nach der in Vers 13 enthaltenen Mahnung handeln: „Darum so begürtet die Lenden eures Gemüts!“ Je wichtiger ein Unterricht ist, um so mehr muss man den Kopf bei der Sache haben und sich selbst und seine Gedanken zusammennehmen. Man hält sein Gewand mit einem Gurt zusammen, damit es nicht nach allen Seiten hin flattere. „Begürtet die Lenden eures Gemüts!“ - die Gewänder der Gedankenwelt, damit sie nicht irgendwo hängenbleiben. Nehmt euch in acht mit euren Phantasien und Stimmungen! Das Sichgehenlassen ist in der natürlichen Trägheit des Menschenherzens begründet. Man ist zu träge, um sich zusammenzunehmen; um Konflikte zu vermeiden, verlangt man aber, dass die andern sich zusammennehmen. So werden wir zu Leuten, die keinen Luftzug vertragen können und allen Schuld geben, nur nicht sich selbst - zu Leuten, die kein Rückgrat, keinen sittlichen Halt haben und blind ihren Stimmungen und Neigungen folgen müssen, weil sie an die eigene Natur verkauft sind. Kann man sich wundern, dass keine Geistesmacht auf dem Plan ist, wenn die Leute so heranwachsen? Jeder sucht das Seine, und schliesslich klagt man Gott der Erbarmungslosigkeit an. Woher kommt das? Weil man nie das nötige Erbarmen mit sich selbst gehabt hat, auch einmal fest und schonungslos mit sich selbst zu verfahren. Wie soll aus Kindern, denen die Eltern nie streng entgegentreten, etwas Rechtes werden? Gott ist ein Vater, der sich nicht scheut, energisch gegen uns aufzutreten, wo es sein muss, und Er hat ein Recht dazu, nachdem Er Seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn zu unsrer Errettung dahingegeben hat. Nur wenn man nicht weichlich gegen sich selbst ist, kann und darf man auch einmal fest und energisch gegen andre sein. Dann werden in der gegenwärtigen haltlosen Zeit Charaktere herangebildet, die fest stehen, wenn die Stürme losbrechen.