Aber Jakob zog aus von Beer-Seba und reiste gen Haran und kam an einen Ort, da blieb er über Nacht; denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein des Orts und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an dem Ort schlafen.
Die Sonne war untergegangen, als Jakob sich in Bethel hinlegte. Das können wir auch tiefer fassen. Jakob lag da mit einer untergegangenen Lebenssonne; nirgendwo war er daheim. Wenn man sich das Daheimsein unmöglich gemacht hat, dann ist einem die Sonne untergegangen. Was hat aber den armen Jakob dahin gebracht? Er konnte nicht still warten auf seinen Gott; er hat mithelfen wollen, um das zu erreichen, was er ahnte und im Sinne hatte. Und wer Gott nachhelfen will, geht immer krumme Wege, wenn auch nicht in so grober Weise wie Jakob. Denken wir nur an seine Lügengeschichte. Es kommt immer Unwahrheit heraus, wenn man nicht warten kann. „Niemand kann sich etwas nehmen,“ so hat der letzte Prophet des Alten Testaments gesagt, „es werde ihm denn gegeben von oben.“ Wir können nicht Gottes Uhr schneller laufen lassen, aber aufhalten können wir sie. Wir können für vierzig Jahre in die Ecke gestellt werden wie Mose, wenn die Leute merken sollen, dass Gott uns gebrauchen will (Apg 7,23-29), und die Leute haben es nicht gemerkt. Was hat Jakob an diese öde Stätte gebracht, wo er zum Kopfkissen nichts weiter hatte als einen Stein? Einfach die verkehrte Meinung, dass er da, wo Gott etwas zugesagt hatte, glaubte nachhelfen zu müssen, um es zu bekommen. Und so kam es dahin, dass er den Segen stahl wie Rahel später die Götzen ihres Vaters.
Nun, Gott hat solches zugelassen. Es gibt Sünden und Verkehrtheiten, die Gott lange übersehen muss, bis Er mit uns darüber reden kann. Er lässt uns erst manche Schule durchlaufen, bis wir erkennen, wo wir Gott aufgehalten haben. Gehe nur deine verkehrten Wege, Israel; zu seiner Zeit werde Ich dich finden und mit dir darüber reden. So muss Gott Seine Heiligen, die in unheiliger Weise Ihm nachhelfen wollen, aufs Trockene setzen, wie hier den einsamen Jakob mit einer verschlossenen Heimat hinter sich.
Und was tut Gott dann? Er öffnet den Himmel über ihm. Jakob hat nicht darum gebetet; er hat noch nicht gewusst, wie verkehrt er gehandelt, und doch kommt ihm der gnadenreiche Gott mit weit geöffnetem Himmel entgegen. Keine Strafpredigt hält ihm sein Gott; Jakob hätte sie auch noch nicht verstanden. Wir sehen nichts als Gnade. Ja, wenn in Jakobs Leben nicht überall Gnade gewaltet hätte, so wäre er verloren gewesen. Gottes Auge reicht noch tiefer als die Sünde, und Seine Liebe ist wie ein unermessliches Meer, und Er tut sie uns auf in Seiner freien Gnade.