Maria hat das gute Teil erwählt.
Maria schöpft ihre Kraft und ihre Befriedigung aus dem, der da ist „derselbe gestern und heute und in alle Ewigkeit“ (Heb 13,8), und darum bleibt ihr Inneres unbewegt und ungetrübt, ob dem Anschein nach ihre Arbeit gelinge oder missrate. Sie weiss, dass eine Arbeit, in der Liebe Jesu getan, „nie vergeblich ist“, und darum bleibt sie „fest und unbeweglich“ und kann „immerdar zunehmen im Werk des Herrn“ (1. Kor. 15,58). Wohl können sich Schwierigkeiten auf ihrem Weg anhäufen und wie Berge sich vor ihr auftürmen: sie weiss, „der Glaube versetzt auch Berge.“ Das hilft ihr, ruhig zu bleiben während der Arbeit, wie sie ruhig geblieben angesichts von Aufgaben, deren blosser Gedanke Martha in Aufregung gebracht hätte. Die Schwierigkeiten können nur dazu dienen, sie im Bewusstsein ihrer gänzlichen Abhängigkeit vom Herrn zu befestigen, ihren innern Menschen zu reifen und zu kräftigen und sie zu gleicher Zeit in Demut zu bewahren. Wenn sie in sich selbst keine Kraft fühlt, ist sie glücklich und selig darüber, dass „ihre Stärke in Gott ist“ (Ps 84,6) und dass sie auf diese Kraft ihres Gottes rechnen kann für jede Aufgabe, zu der Er sie ruft. In dieser Kraft läuft sie, ohne zu ermatten; sie kann müde werden, aber sie bricht nicht zusammen. Sie harrt auf den Herrn, der ihr „neue Kraft gibt, der ihre Jugend und Lebensfrische erneuert, dass sie auffahren kann mit Flügeln wie Adler.“ So lebt sie, auch für ihre Arbeit, des Glaubens, nur auf das eine bedacht, treu erfunden zu werden, auch im Kleinsten, das ihr anvertraut ist.
Und nun, meine Schwester, die du ein Hauswesen zu leiten hast und aus Erfahrung weisst, wie viel Schmerz und Weh die kleinen Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens einem bereiten können, die du schon manches Jahr unter den Sorgen und Nöten, unter dem Druck und der Last einer Haushaltung einhergegangen bist, die du schon manchmal deine Seelenruhe und dein inneres Gleichgewicht verloren hast, weil dir die Arbeit über den Kopf wuchs, du nicht zur Zeit fertig wurdest, es deinem Mann und deiner Familie nie recht machen konntest; o suche doch besser als Martha zu verstehen, was es heisst: Jesus ins Haus aufnehmen! Gib Ihm deine Entlassung als Herrin und lege die Zügel allzumal in Seine Hände, die allgemeine Leitung des Hauswesens sowohl als die Anordnungen und Einrichtungen im Einzelnen und Besonderen, um fortan Seiner Weisungen und Anordnungen gewärtig zu sein. - Kommen Verwicklungen, so steht der Herr auf dem Plan und tritt ein; bleibe nur Maria, so übernimmt der Herr alle Verantwortung. Er versteht alle Knoten zu lösen, wird alles in den rechten Gang und auf den rechten Fuss bringen, ohne dass du dich abhärmst.
Noch einmal: „Wähle das gute Teil, und es soll nimmermehr von dir genommen werden.“