Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 10,16-42 - „Klug wie Sie Schlangen und ohne falsch wie die Tauben."Mt 10,16-42 - „Klug wie Sie Schlangen und ohne falsch wie die Tauben."
Der Herr Jesus hat seinen Jüngern anbefohlen, mit Taubeneinfalt Schlangenklugheit zu verbinden. Es gibt falsche, und es gibt kluge Menschen, aber Taubeneinfalt und Schlangenklugheit kann man nur anwenden, wenn man unter der Leitung Gottes steht. Da fürchtet man sich nicht vor Schlangenklugheit, sondern man ist klug und doch einfältig zugleich. Vers 17: „Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser . . . denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet." Man hat diese Worte des Herrn Jesu auch schon anwenden wollen auf das Halten von Andachten, auf die Predigt des Wortes Gottes, auf die Sonntagsschule oder auf irgend welchen anderen Dienst im Reiche Gottes. Es ist aber nicht richtig, wenn man da sagt: „Der Herr wird schon zur Stunde geben, was ich sagen soll." Es bedeutet: Wenn ihr überliefert werdet, dann bleibt in der Ruhe des Geistes. Man könnte sich ja alles mögliche vornehmen, was man sagen will, und dann kommt plötzlich eine Frage, die einen aus der Fassung bringt. Man ist dann verkauft; bleibt man aber innerlich still und läßt sich vom Herrn leiten, so gibt er zur Stunde, was man braucht. Der wahre Zeuge ist ein Märtyrer. Märtyrer ist das griechische Wort für Zeuge. Ein Märtyrer muß unter Umständen auch das Leben lasten können für sein Zeugnis. Anstatt sein Leben zu suchen, soll man es verlieren. Leider gibt es ja viele Leute, die — anstatt wirklich zu zeugen, sich selbst gefallen in dem, was sie sagen und die nach Lok, Anerkennung und Einfluß trachten. Der Zeuge sagt einfach aus, was er weiß und überläßt es Gott und seinem Geiste, was er damit bei andern auswirken will. Vers 22 und 23: „Und muffet gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen . . ." Da ist nun eine lange Unterbrechung gekommen. Israel hat den Herrn verworfen, und nun mußten die Apostel zu den Heiden sich wenden, und es ist jetzt die Zeit der Bekehrung der Heiden. Natürlich werden da und dort einige Israeliten für das Evangelium gewonnen, aber die eigentliche Bekehrungszeit der Juden kommt mit dem tausendjährigen Reiche, wenn die Gemeinde gesammelt ist. Vers 24—26: „Wenn sie den Hausvater Beelzebub heißen, wievielmehr euch, seine Hausgenoffen. So fürchtet euch nun nicht vor ihnen!" Heilige Gottesfurcht löst von jeder andern Art von Furcht — von Menschenfurcht und von Furcht vor dem, was der Tag, die Woche, das Jahr noch bringen könnten, was unser in unserem Leben noch wartet — von aller sklavischen Furcht. Fürchtet euch nur vor dem einen, irgend etwas zu tun, was nicht aus dem Lichte ist! Was ich euch in der Finsternis sage — in der Stille der Verborgenheit, weil ihr meine Jünger seid und ich mit meiner Jüngerschaft allein bin, das redet im Lichte; und was ihr hört ins Ohr, das predigt auf den Dächern." Der Herr ist gekommen zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel, aber damit die Jüngerschar herangebildet werde, die die Frohbotschaft hinaustrage in alle Welt. „Was ihr höret ins Ohr, das predigt auf den Dächern" — in der breiten Öffentlichkeit. Man hatte ja damals flache Dächer. Beim 28. Vers fragt man sich dann, ob darin der Teufel gemeint ist oder der Herr. „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle." Allein der Feind, der in die Hölle geworfen ist, hat gerade um dessentwillen keine Macht, andere in die Hölle zu werfen und in der Hölle zu verderben. Das ist Sache des einen höchsten Richters. Er kann erretten und verderben. "Und wenn wir uns durch die in seinem heiligen Evangelium uns dargebotene Gnade lösen und schon hienieden gründlich reinigen lasten, dann kommen wir nicht in die Hölle, sondern dann wird jetzt alles, was uns hinunterziehen könnte, durch die Kraft des Geistes in uns abgelöst, und wo wir noch etwas in uns entdecken, was gelöst sein sollte, da fliehen wir damit zum Herrn, lasten uns davon lösen und reifen eben damit für den Himmel. — Hierauf erinnert uns der Herr an den Wert, den wir bei Gott haben. Wieviel ist ihm eine Seele doch wert! wenn schon die Sperlinge Wert vor ihm haben und keiner auf die Erde fällt ohne Gottes Willen, so sind bei euch sogar die Haare alle gezählt. Das ist ein Bild und kann uns ein Beweis dafür sein, daß der Herr uns leitet und geleitet, daß er uns durchschaut, über uns wacht, und daß ohne ihn gar nichts — auch nicht das allerkleinste geschehen kann — nichts ohne seinen Willen. Da ist alles, Freude und Leid, miteingerechnet, — und es muß alles mitdienen zum Guten, zur Vollendung derer, die Gott lieben. Da brauchen wir uns nicht zu fürchten, wir stehen unter Gottes Schutz. Fällt kein Sperling zur Erde ohne Gottes Willen — wievielmehr behütet der Herr eine Menschenseele; darum: „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel." Welch ein heiliger Ernst, und wie gilt es da, sich von aller Menschenfurcht lösen zu lasten! Menschenfurcht knechtet, Gottesfurcht macht frei, löst. Hienieden kann es euch ja nicht erspart werden, daß es durch Kämpfe aller Art geht. „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen auf Erden, sondern das Schwert." Das Schwert scheidet — ein zweischneidiges Schwert scheidet. „Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter." Wenn Gott Friede schafft in einem Menschenherzen, so legt er damit auch den Grund zu einem Kampf in Bezug auf alle Lebensbeziehungen und Stellungen — denen gegenüber, mit denen wir auf gutem Fuße gestanden haben und die uns nicht mehr verstehen —, denen gegenüber sich ein Riß bildet. Nicht, daß wir uns zu irgend jemand in der Familie oder ringsumher feindlich stellen wollen — nein — aber die Hausgenoffen können uns nicht mehr verstehen, werden unsere Feinde, lösen sich von uns ab. Das müssen wir durchmachen, und wenn wir uns richtig dazu stellen, so können Hausgenossen, die uns heute befeinden, uns wieder freundlich gesinnt werden durch die Liebe, die wir ihnen entgegenbringen — durch unser Zeugnis. Um aber anderen zum Segen werden zu können, müssen wir zuerst von ihnen gelöst werden. „Wer Vater oder Mutter . . . mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein", worin auch dieses Kreuz bestehen mag. Es trägt jeder seine eigene Last, und es hat jeder sein eigenes Kreuz und folgt dem Herrn darin nach, daß er das Kreuz, gegen das er sich gesträubt hat, nun auf sich nimmt — daß er eingeht auf das, wogegen er sich bisher aufgelehnt hat, und indem er in allem den Winken seines Vaters folgt, also nicht mehr seine eigene Befriedigung sucht. Wer das Lut, wer sein eigenes Leben sucht, wird es verlieren. Wer umgekehrt alles preisgibt, um mein Jünger zu werden, der wird in meiner Nachfolge, mißverstanden von anderen, sein Lefinden. Er Hal nichs zu fürchten, sondern wird im Gegenteil erfahren, daß sich ihm Türen öffnen. „Wer mich aufnimmt . ." Welche Gnade und welche Herrlichkeit, im Aufnehmen anderer den Herrn ausnehmen zu dürfen und im Aufnehmen des Herrn Jesu den Vater selbst aufnehmen zu können! Das hat eine besondere Belohnung. Es bringt seinen Lohn, wenn man Knechte und Mägde des Herrn aufnimmt. „Wer einen Propheten ausnimmt in eines Propheten Namen . . . und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechtfertigter und also ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen. Und wer einen dieser Geringsten aufnimmt . . . ." zuerst Propheten, dann Gerechte, dann einen der Geringsten, die an seinen Namen glauben. Wer einen dieser Geringsten aufnimmt, weil er dem Herrn angehört, der soll seinen Lohn nicht verlieren. Er wird seinen Lohn erhalten vom Herrn, besten Jünger er erhalten und gespeiset und getränket hat. Sein Lohn wird ihm vorbehalten.