Dein ist das Reich.
Mit diesen Worten gehen wir auf den Inhalt des ganzen Gebets ein und geben die Zügel in die Hand Gottes des Vaters ab, von dem alle Dinge sind und in dessen Hände alle Dinge zurückkommen sollen. Jedes Beten des „Vaterunsers“ ist ein Abdanken. Ich sage damit gewissermassen: „Ich will mich nicht mehr selber regieren; ich will mich nicht mehr ärgern, wenn andre mich absetzen.“ Der Herr Jesus hat in allen Dingen nur den Willen des Vaters gesucht und hat es fertiggebracht, die schimpflichste Todesart über sich ergehen zu lassen. Das war auch eine Abdankung. Und welche Ruhe liegt darin, nicht mehr regieren zu müssen, und das nicht etwa, weil einem aus Müdigkeit die Zügel aus den Händen fallen; wir lassen die Zügel nicht zur Erde, sondern in Seine Hand fallen. Dann kommt Ruhe ins Geschäft und ins Gemüt, und es genest dann auch der Körper wieder. Wir danken ab, anstatt uns abzuquälen mit einer Arbeit, die nicht für uns ist. In dem Kreis und in der Aufgabe, in der wir stehen, wollen wir nur noch Seinen Willen ausführen.
Dieses „Dein ist das Reich“ hängt eng mit der vorhergehenden Bitte zusammen: „Erlöse uns von dem Übel!“ Wir haben gesehen, dass 1. Johannes 5 der „Böse“ im Gegensatz zum „Wahrhaftigen“ steht und dass der Sieg des Letztern an den Sturz des Bösen gebunden ist. Soweit der Arge Boden verliert, soweit gewinnt das Reich Gottes Wurzel - zunächst in den Herzen der Gläubigen und dann in der Völkerwelt. Nach Offenbarung 12,9 „wurde ausgeworfen der grosse Drache, die alte Schlange, die da heisst der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen“, und danach ertönt im Himmel der Jubelgesang Vers 10 und 11: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsres Gottes geworden und die Macht Seines Christus, weil der Verkläger unsrer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod.“ Das Reich Gottes kommt dadurch, dass der Teufel überwunden wird, und wir können nicht ehrlich sagen: „Dein Reich komme,“ solange der Teufel noch irgendwie Raum in uns hat. Nur durch des Lammes Blut, durch das Wort unsres Zeugnisses und dadurch, dass wir unser Leben bis in den Tod hassen, wird er überwunden - er wird nur dadurch überwunden, dass wir Mitgekreuzigte werden, in denen die Versöhnung durch Christi Blut zur Ausgestaltung gelangt. Das Lamm hat uns durch Vergiessen Seines Blutes vom Gericht erlöst, und dieses Blut dürfen wir nun trinken, und je tiefer sich die Natur des Lammes in uns ausgestaltet und die Löwennatur verschlingt, um so völliger und wesentlicher werden wir Bürger des Reiches Gottes - um so mehr gewinnt das Reich Gottes Gestalt in uns, und dann können wir auch sagen: „Dein Reich komme“ in unsre eigene kleine Welt, in unsern Familienkreis, in unser Geschäft, in all unser Tun und Lassen.
Dein ist das Reich. Du, Lamm Gottes, bist zur Herrschaft gekommen und gründest sie immer tiefer!