Schriften von Otto Stockmayer
Danksagung für das Werk der Erlösung
Kol 1,21 - 10. AprilKol 1,21 - 10. April
Und euch, die ihr weiland Fremde und Feinde waret durch die Vernunft in bösen Werken.
Nachdem der Apostel gezeigt hat, dass allein durch das am Kreuz vergossene Blut unsres Herrn und Heilandes alles im Himmel und auf Erden mit Gott versöhnt und zu Gott zurückgebracht ist, zeigt er unsern frühem Zustand. Wir waren alle von Gott entfremdet. Unsre Heimat war uns fremd geworden. Wir waren nicht mehr zu Hause bei Gott, und wir fühlten uns wohl, fern von Ihm. Wir sind Ihm lange ausgewichen. Es war uns, wie man so sagt, nicht mehr heimelig bei unserm Gott, wir waren Ihm mit einem Wort Fremde, Entfremdete geworden, hatten keine Heimat mehr bei Ihm.
So geht es dem natürlichen Menschen. Es ist ihm unheimlich bei Gott, er will Ihm ausweichen und weicht Ihm auch aus, solange er kann. Wie haben wir Ursache, Gott noch in alle Ewigkeit zu danken, dass Er über alle Entfremdung gesiegt hat durch Seinen Heiligen Geist, durch die Beharrlichkeit Seines Liebens, Suchens und Anklopfens! Wir waren Feinde unsrer Gesinnung nach, und diese feindliche Gesinnung hat sich je länger je mehr ausgeprägt und fixiert, festgesetzt in uns in bösen Werken. Aus der Gesinnung heraus gestalten sich die Werke. Was aber aus einer gottentfremdeten Gesinnung herauskommt, das mag vor Menschenaugen noch so schön und edel aussehen, es sind böse Werke, welche Gift enthalten. Man mag sich noch so sehr vor Lastern hüten und über seinem Tun und Lassen wachen, es zieht sich dennoch - auch durch die vor Menschenaugen besten Werke - ein schwarzer oder grauer Faden hindurch. Das heisst, man sucht sich selbst, gefällt sich selbst, vermeidet, was einem unangenehm oder peinlich ist, sucht seine eigene Ehre, seinen eigenen Vorteil. Mit einem Wort, es ist eine ganz andre Linie als die göttliche. Gott ist die Liebe und hat aus Liebe Seinen eingebornen Sohn dahingegeben; wir hingegen sind bereit, denen, die uns Gutes getan haben, Gutes zu tun, weil man doch nicht undankbar erscheinen möchte; aber feindlich Gesinnten unser Liebstes opfern, das hätten wir nicht vermocht, das konnte nur Gott.
Diese Seine Gesinnung teilt Christus den Seinen mit, Gott gibt uns Christi Sinn, so dass wir wie Christus, Sein erstgeborner Sohn, dulden, schweigen, lieben können, dass wir uns für andre verzehren können, ohne etwas für uns selbst dabei zu suchen. Es tritt das bei uns nur in Erscheinung, wo der Geist Gottes über unsern Geist siegt und unsre Ehr-, Ruhm- und Selbstsucht gefangen wegführt in den Gehorsam des Kreuzes.