Die Braut steht zu Deiner Rechten in eitel köstlichem Gold. Höre, Tochter, sieh und neige deine Ohren; vergiss deines Volks und deines Vaterhauses, so wird der König Lust haben an deiner Schöne. Er ist dein Herr; und du sollst Ihn anbeten.
Der Allerverachtetste - „der Schönste unter den Menschenkindern“, welch ein Gegensatz in diesen beiden Kapiteln, die doch von ein und derselben Person handeln!
In der ersten Hälfte von Psalm 45 wird uns der König in Seiner Schönheit und Seiner Majestät vorgeführt, in der zweiten Hälfte die Königin in ihrer Schönheit und Majestät. Diesen zweiten Teil wollen wir in dieser stillen Passionszeit heute und die nächsten Tage betrachten und stehenbleiben bei dem, was in Vers 9 und 10 von der Königin gesagt ist. Die beiden Verse führen uns auf die Vergangenheit der Königin; nicht immer war sie Königin, nicht immer schön. Sie war eine arme Tochter niedriger Herkunft, so tief gefallen, wie ein Fall nur denkbar ist. An eine solche ergeht der Ruf: „Höre, siehe, neige dein Ohr, vergiss deine Vergangenheit!“
Es ist der Ruf an die Braut, an jede einzelne Seele, die ein Glied der Gemeinde Jesu werden soll. Nicht aus den Reihen der Erzengel wählt der König der Könige diejenige, die durch alle Ewigkeiten hindurch Seine Gefährtin sein soll; Er sucht sie aus einem Geschlecht, so geschändet durch tiefen Fall, dass wohl kein Erzengel dessen Wiederherstellung für möglich gehalten hätte. Das gerade ist die Herrlichkeit dieses Königs, so hoch erhaben in Seiner Majestät, dass Er imstande ist, so tief herabzusteigen. Er hat sich verbindlich gemacht, das gefallene Menschengeschlecht wiederherzustellen, ja es zu höherer Vollendung zu führen, als es in seinem ersten sündlosen Zustand war. Das ist Seine Ehre und Herrlichkeit.
Eins nur verlangt Er: Ohr, Auge und Sinn dieser Tochter. Sie hat ihr Ohr geneigt, sie hat ihr Auge hergegeben, aber - der Schlange, und sie fiel. Da steigt der König herab in ihre Niedrigkeit, Er wird des „Menschen Sohn“, Er lässt sich das Ohr „durchbohren“ (Jes 50), damit ihr Ohr sich Seiner Stimme wieder öffnen könne.
Und nun, Tochter, höre! Es ist die Stimme des Gekreuzigten und Begrabenen, die Stimme des Auferstandenen, des Königs der Herrlichkeit: Höre Mir zu, Tochter, deine, nicht der Engel Natur habe Ich angenommen, bin Fleisch geworden von deinem Fleisch, dich zu heilen von dem grossen Fall, in vollkommene Schönheit dich zu gestalten. Wie bist du so befleckt, arme, gesunkene Tochter, wie bist du so erniedrigt, wie bist du betrogen durch die Sünde, geknechtet, mit Füssen getreten, verlassen von allem, worauf du deine Hoffnung setztest! Schaue Mich an, Mich, den Mann mit der Dornenkrone!