Und vergib uns unsre Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben.
Nicht nur ein Kind Gottes musst du sein, um das Vaterunser beten zu können, sondern ein gelöstes Kind Gottes. In Matthäus 18 lesen wir, wie der Herr dem Knecht seine furchtbare Schuld erlassen. Er ging hinaus, aber er war innerlich nicht gelöst und würgte seinen Mitknecht ob einer Kleinigkeit. Und nun steht seine ganze alte Rechnung wieder da: Jetzt bezahle, was du mir schuldig bist. „Also wird euch Mein himmlischer Vater auch tun“ (Vers 35). Das ist ein furchtbares Wort.
Die ganze Schuld kann erlassen sein, und du vergibst deinem Bruder nicht - nun kommt deine alte Schuld wieder zum Vorschein. Ich weiss nicht, wie es aussieht in den Kerkern da unten; ich gehe nie hinein. Mein Herr hat mir vergeben. Aber es gibt hier schon Kerker, und wie manche Kinder Gottes sind in einem Kerker. Was ist das oft für ein Weinen und Ringen, was können wir da alles sehen in Häusern, wo die Menschen unter die Zucht des Wortes Gottes kommen und die Gerichte Gottes bei ihnen anfangen. Ja - heisst es da oft - es weiss kein Mensch, was ich durchmache. O gib acht, dass du nicht in den Kerker kommst! Und willst du nicht hinein, so respektiere Gottes Wort, und dann komm, dann ist der Himmel offen, und du bist frei.
Also noch einmal, du musst ein Kind Gottes sein und nicht nur Versammlungen besuchen, und zweitens musst du ein gelöstes Kind Gottes sein. Gelöst, d. h· am Kreuz, im Blut des Lammes nicht nur Tilgung der Sünden der Vergangenheit gefunden haben, sondern Loslösung von deinem natürlichen, selbstgerechten, harten, unversöhnlichen Wesen. „Bei Ihm ist die Vergebung, auf dass man Ihn fürchte.“ Wo bei den kleinsten Dingen, die bei uns vorkommen, die Gottesfurcht nicht zunimmt, da geht es abwärts. Wenn der Herr dem Petrus sagt, dass er seinem Bruder siebzig mal siebenmal zu vergeben habe, so geht daraus klar hervor, dass Gott noch weit mehr bereit ist, zu vergeben. Er ist kein Pharisäer, der andern Lasten auflegt und selbst dieselben mit keinem Finger anrührt. Die Vergebung hat bei Gott kein Mass. Was wäre aus uns geworden, wenn Gottes Vergehen ein Ziel hätte? Wir wollen nur nie vergessen, wenn Gott im Vergehen noch ein Mass hat, dass es das Mass ist, das wir Ihm auflegen. Soweit wir Gott nicht binden durch Unglauben oder Unversöhnlichkeit, hat Gottes Vergeben kein Mass; aber - „auf dass man Ihn fürchte“ und mit jeder Vergebung Gott mehr Raum gewinnt in Herz und Leben und Haus und es uns schwer wird, uns an Gott zu versündigen, und wäre es auch nur in einer Regung. Bei Vergebung, die Gott nicht mehr Raum macht in uns, setzt sich Unrat und Schlamm an. Wer weiss, dass Gott die Liebe ist, und daneben vergisst, dass Er heilig ist, der hat noch nicht den rechten Blick in Seine Liebe und versteht nicht, wie sich die Heiligkeit mit Seiner Liebe verbindet.