Als Kinder des Gehorsams stellet euch nicht gleich wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet.
Der natürliche Mensch weiss nichts Besseres als die Befriedigung seiner Natur, wenn sich das auch nicht in groben Lüsten äussert, sondern vielleicht nur in einem gewissen Sichgehenlassen, bei dem man das Herz voller Vorwürfe gegen seine Mitmenschen hat. Wir meinen, andre sollten sich noch uns richten, uns schonen. Allerdings ist vielfach Unrecht und Ungerechtigkeit auf Seiten andrer; aber damit haben wir nicht zu rechnen. Sowohl die zartesten Rücksichten wie die gröbsten Rücksichtslosigkeiten sind Bildungsmaterial seitens unsres Gottes, und wenn es auch den Anschein hat, als komme etwas direkt vom Teufel, so muss für die, welche Gott lieben, alles zu dem einen Guten zusammenarbeiten: zu unsrer Ausbildung in das Bild Christi. Alles, was nicht mit dem Bild Christi stimmt, ist Verbildung und Karikatur, bringt andre auf falsche Spur, so dass sie meinen, es sei echte Bildung, während es nur Firnis ist, nichts Durchgeläutertes, wie Gott es will.
„In eurer Unwissenheit.“ Die Leute wissen gar nicht mehr, was schön und gross und edel ist; sie sind Karikaturen, die sich von der Strömung aus dem Abgrund hinreissen lassen, deren Wellen immer stärker rauschen. Die Einfalt des Evangeliums macht uns weise zur Seligkeit, zur Errettung, so dass wir je länger je mehr lernen, nichts mehr aus uns selbst zu suchen, und nur noch das eine Ziel vor Augen haben, Gott näher zu kommen. Es hat jeder Tag seine eigene Plage, seine eigene Gestalt, seine eigene Schule, und wer heute die ihm von Gott verordnete Lektion gründlich lernt, bekommt morgen Neues zu lernen. Christus ist das A und O. Wir haben noch nicht das Alphabet durchbuchstabiert und können Gott darum nicht genug danken, dass Er uns noch hier unten lässt. Wie töricht sind wir doch, dass wir uns so wenig Rechenschaft über den Willen und die Ziele Gottes geben und uns über andre beklagen, nachdem doch alles, was an uns herantritt, von Gott in unser Leben hineinverordnet ist! O der Herrlichkeit, dass wir die Quellen unsres Lebens in Gottes Hand abgeben und in allem Ausbildungsstoff sehen dürfen, um aus den Lüsten heraus und in ein Leben des Dienens, des Gehorsams und der Anbetung hineinzukommen! Wie das geschehen kann, werden wir später sehen.
Heil’ge Einfalt, Gnadenwunder,
Tiefste Weisheit, grösste Kraft,
Schönste Zierde, Liebeszunder,
Werk, das Gott alleine schafft.
Alle Freiheit geht in Banden,
Aller Reichtum ist nur Wind,
Alle Schönheit wird zuschanden,
Wenn wir ohne Einfalt sind.
Wenn wir in der Einfalt stehen,
Ist es in der Seele licht;
Aber wenn wir doppelt sehen,
So vergeht uns das Gesicht.
Einfalt denkt nur an das eine,
In dem alles andre steht:
Einfalt hängt sich nur alleine
An den ewigen Magnet.