Die da halten über dem Nichtigen, verlassen ihre Gnade.
Was für besondere Dienstleistungen im Reiche Gottes gilt, das gilt auch für besondere Lebenslagen und Aufgaben, bis ins Kleinste hinein. Wo Gott ruft, da ebnet Er auch den Weg, sei es für eine wichtige Entscheidung oder für eine schwere Krankenpflege, für ein Examen, für besondere Haushaltungsarbeiten, für eine beschwerliche Reise oder für eine Zeit der Anfechtung. Vielleicht steht Erdrückendes vor dir und du blickst mit Bangen auf kommende Tage? Kannst du nicht glauben, dass dein Gott dir ausserordentliche Gnade für deine ausserordentlichen Aufgaben bereithält? Bist du nicht karg in deinem Vertrauen, so ist Er nicht karg mit deiner Versorgung. Dieses gilt von den Dingen, die erschrecken, und gilt von denen, die anziehen und locken können. Mose liess sich nicht locken von der Herrlichkeit des ägyptischen Königshofes, wie mancher junge Mann sich davon hätte blenden lassen. Er wählte lieber die Schmach des Volkes Gottes. Das war eine ausnahmsweise Probe und Aufgabe; aber dafür hatte Gott auch ausnahmsweise Gnade. Wie in dem Leben eines Mose Gnade und Aufgabe sich decken, so wirst auch du es in deinem Leben finden. Der leichteste, sicherste Weg, der lieblichste Dienst ist immer der, welchen der Herr dir anweist; denn dafür hat Er immer Gnade. Es sind schon manche ins Gefängnis der Schwermut gekommen, wie Jona in den Bauch des Fisches, und haben dann klagen müssen: Ich habe um nichtiger Eitelkeiten willen meine mir anvertraute Gnade verlassen! Wie manche haben, um einer ihnen lästigen Zucht im Elternhaus oder einer schweren Stellung im Geschäft zu entgehen, eigenwillig sich einen „leichteren“ Weg gesucht und haben nachher mit Schmerz und Scham ihre Torheit erkennen müssen. Aber für die alles gut machende und zum Ziel führende Gnade ist es nie zu spät, wenn nur erst Erkenntnis und gründlichste Beugung vorhanden ist.
Sprüche 16,17: „Wer seinen Weg bewahrt, der erhält sein Leben“ (Luther) oder (nach andrer Übersetzung): „der behütet seine Seele.“ In dem von Gott uns vorgezeichneten und geordneten Wege, für den entsprechende Gnade uns zugesichert ist, bleibt unsre Seele bewahrt; da kommen wir durch, auch in der Versuchung. Wer aber seinen Weg nicht bewahrt, weil er ihn zu schwer dünkt, dessen Seele wird auch nicht bewahrt; es fehlt ihm Glaube und Geduld der Heiligen. Auf selbstgewähltem Wege treten Versuchungen an dich heran, denen du nicht standhalten kannst, für die Gott keine Gnade hat. Da hat dann Verzagtheit und Schwermut eine offene Tür, bis du zur Erkenntnis kommst, Busse tust und dich wieder unter Gottes Leitung stellst, sei es, um in deine frühere Stellung zurückzukehren, sei es, um die Leiden, die du dir auf selbstgewähltem Wege zugezogen, still zu tragen.