Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
1Pet 5,6 - 24. November1Pet 5,6 - 24. November
So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, dass Er euch erhöhe zu Seiner Zeit.
Ehe wir daran denken können, für den Herrn und zu Seiner Ehre Gesundheit in Anspruch zu nehmen, müssen wir also erst gründlich in der Schule der Selbstentsagung geübt sein, die uns der Herr mit der Krankheit eröffnet hat. Wir dürfen Krankheit nicht mehr als Vorwand benützen, um unsern Launen und Einfällen nachzugeben, unsre Selbstsucht und unsern Eigensinn zu pflegen, andrer Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen und uns bedienen zu lassen. Wie viel wird in dieser Hinsicht namentlich von Eltern bei ihren Kindern gefehlt! Wie bei manchem von Natur nervenschwachen Kind ist von christlichen Eltern die Sünde grossgezogen worden, weil sie aus Furcht vor nervösen Krisen oder andern Zufällen dem Eigenwillen und der Selbstsucht des Kindes nicht entgegenzutreten wagten und so den Leib auf Kosten der Seele pflegten! Die Schrift sagt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“ (Mt 6,33). „Es ist dir besser, dass du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehst, denn dass du zwei Hände oder zwei Füsse habest und werdest in das ewige Feuer geworfen“ (Mt 18,8). Jedoch erschrecke niemand! Wer im kindlichen Glauben seinen und seiner Kinder Leib dem Herrn zur unmittelbaren Pflege anvertraut, der darf erfahren, dass der Herr alle Verantwortung übernimmt und alle üblen Folgen abwendet, auch wo ärztliche Wissenschaft solche aufs Bestimmteste vorhergesagt hat. Wer wie Abraham nicht auf den Leib, sondern auf den Herrn sieht, der bekommt Kraft und Mut, auch ein krankes oder schwaches Kind in der Zucht zu halten, die für dessen geistliches Wohl geboten ist.
Vor allem aber hüte dich in Krankheitszeiten vor deinen eigenen Stimmungen. „Spinnst du daran weiter, so kommen Phantasiebilder: Wenn ich noch lange so krank daliege oder mein Kind oder mein Vater u.s.w. liegen krank, und ich habe doch gesagt, der Herr soll mein Arzt sein, und ich will keinen andern - was soll dann werden? So hört man auf alle möglichen Stimmen und lässt sein Auge ruhen auf Bildern, bis man nicht mehr weiter kanns in Sumpf und Schlamm. Die Stimme Gottes aber: „Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht; heiligt aber Gott den Herrn in euren Herzen“ (1Pet 3,14.15) hört man dann nicht. Ich bin der Herr, dein Arzt, dein Gott; lass Mich nur machen und habe du Sorge, dass dir durch die Krankheit endlich die Ohren aufgehen. Du hast die Ohren so voll vom Geräusch der Welt, von dem, was andre Christen sagen und was du von Kindheit an gehört hast - voll von dem, was man sagen wird, wenn du nicht gleich geheilt bist, wenn die Krankheit wiederkommt, voll wohl auch von manchem, was dir nie hätte gesagt werden dürfen! Was soll Gott mit einem Menschenkind anfangen, das nicht still werden kann? Fasst Er dich nicht deswegen an deinem Leib und lässt dich nicht mehr los, du aufgeregtes, zappelndes, unstetes Wesen? Du willst schnell fertig sein und kannst nicht still werden in deinem Gott!
Wir müssen in die göttliche Wahrheit erst hineinwachsen, und wir wachsen hinein durch Stillwerden, durch fleissiges Horchen. „So du fleissig horchen wirst auf die Stimme Jehovas.“ Wer Musik lernen will oder eine neue Sprache, der horcht auf die Töne, die ihm entgegentreten. Das Wort Gottes ist eine neue Sprache, eine neue Welt; da kommen neue Klänge an uns heran. Alle Führungen Gottes sind eine Gottessprache. In deiner langen Krankheit, in deiner Unruhe, in deiner Gebundenheit, im Druck deines Gemüts kannst du eine Sprache deines Gottes merken. Die Dinge sind nicht hineingeschneit in dein Leben, wie heidnischer Sinn es meint; Gott weiss, was Er tut.