Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von Ihm gestraft wirst. Denn welchen der Herr liebhat, den züchtigt Er, und Er stäubt einen jeglichen Sohn, den Er aufnimmt. So ihr die Züchtigung erduldet, so erbietet sich euch Gott als Kindern; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn . . .“ Wir dürfen nicht vergessen, hinter aller Züchtigung steht der Vater - nicht der Mensch, - und was für ein Vater! Wenn die Züchtigung weh tut, o dann vergesst doch nicht: der alliebende Vater steht dahinter! Vielleicht siehst du zur Stunde keinerlei innern Zusammenhang zwischen den äussern Leiden, Züchtigungen und Demütigungen, die der Herr über dich verhängt, und den innern Anfechtungen und Versuchungen, denen du besonders ausgesetzt bist; aber beuge dich nur erst unbedingt und jederzeit unter die gewaltige Hand deines Gottes, und du wirst bald innewerden, wie unmittelbar deine äussere Lebensführung reinigend und läuternd auf dein Herz wirken kann bis in dessen verborgenste Falten hinein. Sich beugen unter die gewaltige Hand Gottes ist der Weg, um gebrochen und zerschlagen, um klein und demütig, gering und elend zu werden. Zerschlagene, in sich selbst gebrochene Herzen kann der Herr heilen und segnen und mit Glaubensöl füllen; den Hoffärtigen und denen, die noch eigene Kraft haben, widersteht Er.
„So ihr die Züchtigung erduldet, so erweist sich euch Gott als Vater . . .“ Das charakteristische Merkmal wahrhaft Bekehrter ist das Aushalten, Erdulden. Seelische Leute halten nie aus, wohl aber solche, in denen der Geist Gottes regiert und die Er von allem Seelischen löst. Gebt euch dazu her, erzogen zu werden, anstatt euch wehleidig der Erziehung Gottes zu entziehen. Wer sich hergibt, blndet sich damit an seinen Heiland. Sage: „Binde mich nur fest, wie Abraham seinen Sohn auf den Altar festgebunden hat. Ich möchte der Schule nicht entlaufen, aber es sind noch Dinge bei mir, die könnten mir leicht einen Streich spielen, darum lass mich nicht los!“ Sind wir in dieser Stellung, dann kommt Er zum Ziel mit uns. Wo solche Unterordnung ist, hört der Widerspruch auf. Da sagt man nicht mehr: „Aber Vater, das kommt nun doch zu dick - dieses Kreuz ist zu schwer!“ Hat der Sohn Gottes jemals so gesagt? Nein, niemals! O sei untertan, Gotteskind; widersprich und klage nicht! Wollen wir einen andern Weg gehen als den, den unser Heiland gegangen ist? Oder wollen wir nach vollendeter Erziehung mit Ihm auf den Thron erhoben werden als in sein Bild umgestaltete? O teure Leser, wir wollen den Glaubensweg gehen, uns von Ihm erziehen lassen und nie vergessen, dass wir es mit einem alliebenden Vater und einem barmherzigen Hohenpriester zu tun haben. Er ist der Vater der Geister. Er versteht uns zu behandeln, denn Er hat uns aus Seiner Hand hervorgehen lassen. So wir haben unsre leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt und sie gescheut, sollten wir denn nicht viel mehr, untertan sein dem Vater der Geister, dass wir leben? (Heb 12,9)
O welch wunderbares Lieben,
Das Seine Kinder so betrüben,
So schwere Wege führen kann!
Um zu ew’gen Seligkeiten
Die Lieblinge Dir zu bereiten,
Setzt Du so tief das Messer an.
Und doch trifft unser Schmerz
Zuerst Dein eigen Herz.
Treuer Heiland,
Du tust den Schnitt,
Und Du fühlst mit,
Du Priesterherz, das für uns litt.