Darum, dieweil wir empfangen ein unbeweglich Reich, haben wir Gnade, durch welche wir sollen Gott dienen, Ihm zu gefallen, mit Zucht und Furcht.
Und nun noch ein letzter Augenblick! Alle wahren Söhne Gottes sind Königskinder; sie werden zubereitet für das Königreich. Unser erstgeborner Bruder wartet darauf, bis Er in Gemeinschaft Seiner jüngeren Brüder das Reich einnehmen und die Herrschaft antreten kann. Deswegen heisst es im 28. Vers ausdrücklich „Königreich“; es ist derselbe Ausdruck, wie wir ihn in Offenbarung 19,6 finden. Dieser Thron der Ewigkeit ist unerschüttert, denn seine Fundamente sind aufgerichtet auf den rauchenden Trümmern der usurpierten, zeitweiligen Herrschaft Satans. Der Herr wartet, bis durch den Dienst der Heiligen der Fürst der Finsternis hinausgeworfen wird, nachdem Er selbst im Prinzip ihn vorher überwunden hat (Off 12,11).
Sind wir nun Königskinder, so müssen wir uns üben, königlich zu denken. Sklavisch Gesinnte gelangen nicht auf den Thron. Sklaven der Lust und der Furcht haben keinen Anteil an dem Reich. Er hat für uns alle den Tod geschmeckt (Heb 2,15), damit wir nicht mehr unter der Furcht des Todes zu schmachten brauchen. Wir brauchen nicht mehr die Segel zu streichen vor den Befürchtungen des Erdenlebens. Was dich heute anzieht, ist dir morgen vielleicht zum Ekel; worüber du dich heute erschreckst, da staunst du morgen, wenn du es im Ewigkeitslicht erblickst, dass du dich hast einschüchtern lassen. Wir müssen das Reich einnehmen. Da gilt es für uns: Fürchte dich nicht, glaube nur! Josua durfte sich nicht fürchten, als er das Gelobte Land einnehmen musste (Jos 1). Wir können das Reich nicht einnehmen, wenn wir uns fürchten. Die Kinder Israel konnten wenigstens Stücke einnehmen; aber das ist bei uns nicht möglich, entweder es wird ganz oder gar nicht eingenommen. Alle Furcht muss ertränkt werden im Blut des Lammes. Dazu brauchen wir nicht Anstrengungen, sondern Gnade. Habe den Mut, das Leben unter die Füsse zu nehmen durch Gnade. Wir haben eine allgenugsame Gnade, eine Gnade, die sich mit allen Vorkommnissen deckt. 2. Korinther 12,9 heisst es eigentlich: Meine Gnade reicht aus. Es ist eine gegenwärtige Gnade.
Aber wir können nur von der sklavischen Furcht erlöst werden, wenn wir Gott dienen, wie es Ihm wohlgefällig ist, mit Furcht und Zittern, d. h. in wahrhafter Frömmigkeit und Ehrfurcht (1Thes 1,9.10). Wenn du dem Geist Gottes gehorsam bist, erfüllt Er dein Herz mit heiligem Schauer vor Gott. Nur wenn du in dieser Gottesfurcht stehst, sinkst du nicht wieder in Sklavenfurcht zurück, der Erdmagnetismus zieht dich nicht wieder an, du wirst nicht aufgehalten durch weichliche Erinnerungen, durch Furcht vor dem Rückblick auf die Vergangenheit, durch Furcht vor dem Ausblick in die Zukunft.
Ihn fürchten heisst: Ihm Raum geben. O wir müssen Ihm den Platz geben, der Ihm gehört, in unsrer täglichen Arbeit, in der Küche, in der Haushaltung, der Arbeit für Sein Reich; wir müssen Ihm den Platz einräumen, der Ihm gebührt, damit die Menschen sehen, auf welchen Platz Er in einem Menschenleben gestellt sein muss. Das heisst Ihm wohlgefällig dienen: nicht wenn wir uns verzehren in der Inbrunst frommer Gefühle, wenn wir uns Opfer auferlegen, uns zerarbeiten im Rennen und Jagen in Seinem Dienst, sondern indem wir Ihm Raum schaffen, indem wir unser ganzes Wesen, unsre Lippen, die Blicke der Augen bewahren, dass wir uns nicht selbst produzieren. Machen wir nicht so viel Geräusch mit uns selbst! Je weniger man unsern Fuss rauschen hört, desto besser; da wird Seine Stimme nicht übertönt, nicht gedämpft.
In diesen ernsten Augenblicken der Einkehr wollen wir es ins Auge fassen, dass es unser einziges Ziel hier unten und droben sei, Ihm wohlzugefallen. Auch unser Gott, nicht nur der Gott vom Sinai, ist ein verzehrendes Feuer (Vers 29). Entweder es geht zuletzt doch alles im Feuer unter drüben in der andern Welt, oder wir kommen Ihm näher und näher, und unser Weg endet dann da, wo der unsres erstgebornen Bruders geendet hat: am Thron.
Dem, der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit Seinem Blut und uns zum Königreich von Priestern gemacht vor Gott und Seinem Vater, demselbigen sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen ___________________________________________________________