Samuel aber sprach: Versammelt das ganze Israel gen Mizpa, dass ich für euch bitte zum Herrn. Und sie kamen zusammen gen Mizpa und schöpften Wasser und gossen’s aus vor dem Herrn und fasteten denselben Tag und sprachen daselbst: Wir haben an dem Herrn gesündigt.
Man könnte meinen, es sei mit Vers 3 und 4 alles getan, aber die wahrhafte Busse führt tiefer und tiefer; ein Bekenntnis allein, und wenn es das beste ist, kann aus der Oberflächlichkeit und den Eindrücken einer Situation herausgeboren sein. Es führt zu nichts und bedeutet nichts vor Gott. Das Volk wird gestellt vor die Heiligkeit Gottes. Der erste Schritt ist, dass sich ganz Israel nach Mizpa versammelt. „Ich will Jehova für euch bitten,“ sagt der Prophet, und dann fängt das Gericht erst recht an. Sie kommen nach Mizpa zusammen - zitternd, - angsterfüllt, - eine andre Bedeutung kann dem Wasserschöpfen und Ausgiessen nicht beigelegt werden. „Zerflossen wie Wasser,“ heisst es da und dort in der Schrift. Es bezeichnet dieser Ausdruck ein Schmelzen der Herzen - ein wie Wachs Zusammenschmelzen vor dem Flammenauge Gottes, wo einem kein Mut, keine Kraft bleibt. In dieser Verfassung bekennen die Kinder Israel: „Wir haben gesündigt.“ Es hat erst viel vorausgehen müssen, bis Israel endlich zu diesem Bekenntnis kam. „Vater,“ sagt der verlorene, wiedergefundene Sohn im Evangelium, „Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir, meinem leiblichen Vater.“ Spielen mit der Sünde hat seine Folgen, bringt Verwüstung in die Wurzelgebiete des sittlichen Menschen; aber wie wenige wachen auf für den Ernst des Lebens, für die Bedeutung des Gehorsams oder Ungehorsams einem ihnen gewordenen Lichtstrahl gegenüber! Es ist ein ewiges Tändeln mit dem Wort Gottes. Eine Beleidigung, ein Unglücks-, Krankheits- oder Trauerfall geht den meisten mehr zu Herzen als ein Ungehorsam Gott, und daher kommt die Schwäche und Charakterlosigkeit ihrem Bundesgott gegenüber. Wir haben eine viel grössere Verantwortung als die Juden, denn wir haben hinter uns das ewige Schlachtopfer, und wenn wir danach bewusst in irgendeiner Sünde beharren, so wiegt das unendlich viel schwerer. „Wir haben gesündigt gegen Jehova,“ haben über den Druck der Philister geklagt, aber nicht über unsre Entfremdung von Gott, der uns hätte lösen und reinigen können. „Wir haben gesündigt“ - und unmittelbar darauf heisst es merkwürdigerweise: „Samuel richtete.“ Geschmolzene, Gedemütigte, in den Staub Gelegte, vor Gott Zitternde sind reif fürs Gericht; bei ihnen findet der Prophet mit dem Wort des Lebens Eingang bis in die Tiefen, die Fundamente und Wurzelgebiete des Herzens.
O Gott, o Geist, o Licht des Lebens,
Das uns im Todesschatten scheint,
Du scheinst und lockst so lang vergebens,
Weil Finsternis dem Lichte feind;
O Geist, dem keiner kann entgehen,
Ich lass Dich gern den Jammer sehen.