Denn welche der Geist Gottes treibt (leitet), die sind Gottes Kinder.
Wer in Jesus bleibt und dem Heiligen Geist ohne Widerstreben gehorcht, der erfährt, dass der Geist im eigentlichen Sinn weder treibt noch drängt. Römer 8,14 übersetzt man, wie gesagt, richtiger: „Die der Geist Gottes „führt“ oder „leitet.“ Der Geist Gottes lässt uns in Seinem Warnen, Mahnen und Auffordern immer die nötige Zeit für gründliche Erwägung, Zeit, uns im Angesicht des Herrn zurechtzufinden. Nur dürfen wir nicht fahrlässig und nicht träge sein. Mit dem Augenblick, wo eine Schwierigkeit, wo die Frage einer neuen Aufgabe in unsern Gesichtskreis tritt, müssen wir sie fest ins Auge fassen, um sie ruhig vor dem Herrn zu bewegen.
Ist jemand darin geübt und lässt er sich nicht mehr erschrecken, nicht aus der Fassung bringen, so kann der Geist je nach den Umständen auch einmal in sehr kurzem Zeitraum eine Entschliessung in uns reifen lassen, von der wir uns bewusst sind, dass sie tiefgreifende Folgen haben kann.
Wenn es für Geistesleitung durch Gewohnheit geübte, sichere und geschärfte Sinne braucht, wie sie sich nur im reifen Mannesalter finden (Heb 5,14), und wenn doch der Knabe erst zum Jüngling, der Jüngling erst zum Mann werden muss, so dürfen sich andrerseits Knabe und Jüngling allezeit der rücksichtsvollen, zarten Treue eines Hirten getrösten, der nach Jesaja 40 die Lämmer im Busen trägt und mit den Schafmüttern ihren eigenen Schritt geht, der, um ohne Bild zu reden, auch in Fragen der Geistesleitung Übungen und Proben nach unserm jeweiligen geistlichen Alter bemisst. Er hat sich noch nie verrechnet.
Wichtiger als die Frage des Alters ist die der Treue. Erkennen wir, an einem Scheideweg angekommen oder vor einer Frage stehend, nach der einen oder andern Seite hin eine Pflicht, d. h. einen Willen unsres Gottes, so kommt alles darauf an, dass wir ohne Zögern den damit gewiesenen Weg betreten, was auch im Blick auf diesen Weg von Druck sich auf uns legen oder von Angst uns befallen möchte. Da gilt es sich bergen unter dem Kreuz Christi und an dem Vaterherzen seines Gottes. Unser Herr ist aus Angst und Gericht genommen, so brauchen auch wir unser Herz keiner Angst mehr zu öffnen, welcher Art sie auch sei, ob unerklärlich oder durch äussere Verhältnisse veranlasst. Ist durch die Gnade Gottes unser Herz darin fest geworden, allem erkannten Willen Gottes sofort zu folgen, üben wir uns dabei in Bewahrung innerer Ruhe und Stille, so wird der Herr uns nicht zu lange in Unklarheit lassen. Auch wo Verhältnisse des äusseren Lebens, Vorkommnisse oder Begegnungen mehr nach der einen, innerer Zug und Freudigkeit mehr nach der andern Seite weisen, wird Er die Aufrichtigen zu rechter Zeit Seinen Weg wissen lassen.