Schriften von Otto Stockmayer
Inhaltsverzeichnis
Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.
Diese Bitte schliesst sich an jene andre an: „Dein Reich komme!“ Es gibt ein Sprichwort auf dieser armen Welt, das lautet: „Der Wille eines Menschen ist sein Himmelreich.“ Hier ist nicht vom Willen des Menschen, sondern vom Willen Gottes im Gegensatz zum Willen des Menschen die Rede. Das Reich Gottes und der Wille Gottes? Wer verlangt, dass das Reich Gottes komme, opfert damit seinen Willen dem Willen Gottes. Es handelt sich hier um eine direkte Bitte: „Dein Wille geschehe!“ Wie wir ums tägliche Brot bitten, so bitten wir um das Geschehen des Willens Gottes. Wo eine Bitte ist, da liegt ein Verlangen zugrunde, oder es ist eine heuchlerische Bitte. Wo man nicht wirklich begehrt, was man erbittet, ist man nicht wahr. Es handelt sich in dieser dritten Bitte des Vaterunsers nicht um einen Akt der Resignation. Sich in Dinge ergeben, die man nicht ändern kann, ist etwas ganz andres, als etwas so sehnsüchtig verlangen, dass man darum bittet. Um bitten zu können: „Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden,“ muss man auf den eigenen Willen verzichtet haben. Schon daraus sieht man, was das Vaterunser voraussetzt; denn um es im Geist und in der Wahrheit bitten zu können, muss unser Wünschen und Wollen auf den Altar gelegt sein, muss eine Umwandlung stattgefunden haben.
Dein Name werde geheiligt! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe! - von den Menschen, unter den Menschen, unter den Geistern und unter den Dämonen. Überall, überall soll Gottes Name zur Geltung kommen durch Jesus Christus. Er allein kann beten lehren, durch Ihn allein kann der Name Gottes wieder zur Geltung kommen. Auf welche Höhe stellt uns das „Vaterunser“, wenn wir es in seiner ganzen Fülle nehmen, einfach nehmen, wie es dasteht! Was nun darin schon liegt, ehe wir an uns, an unsre Bedürfnisse denken, Gottes Sache vertreten zu dürfen: „Dein Name, Dein Reich, Dein Wille!“ Nicht dass wir uns nur fügen, wenn unser Wille nicht zur Geltung kommt, sondern es ist unser Wunsch, unser Verlangen, unsre Bitte, dass Gottes Wille geschehe. Wir haben uns ganz auf Gottes Seite gestellt, und es ist unser tiefstes Verlangen, dass Gottes Wille geschehe „auf Erden wie im Himmel.“
Erstellt: 18.08.2024 07:03, bearbeitet: 26.08.2024 01:19
Quelle: www.onlinebibleprogram.ch