Der Herr hat Mir eine Jüngerzunge gegeben, dass Ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden.
Wir haben gesehen, dass der Herr Jesus nicht mit einer Gelehrtenzunge, sondern mit einer Jüngerzunge gesprochen hat. Er hat nie aus sich geschöpft wie wir; wenn wir viel gelernt haben, vielleicht auf einer Universität waren oder geschickte Redner sind, dann verlassen wir uns auf unsre Geschicklichkeit. Er hat sich nie verlassen auf sich selbst. Er ist Jünger und Lehrling geworden. Weil wir aus der Schule gelaufen waren und gelehrt und fromm sein wollten in eigener Frömmigkeit, darum war es schwarz geworden über der Menschheit; da ist ein neuer Stern aufgegangen aus Jakob, der ein Schüler der Schrift war und sich nur immer darum gekümmert hat, dass die Schrift erfüllt wird, der unter das Wort sich gebeugt hat: „Die Schrift kann nicht gebrochen werden.“ Und so hat Er wieder Licht hineingebracht in die Menschheit, und so hat Er uns, die wir unserm Gott fremd geworden waren, mit Gott versöhnt und uns Gott so nahe gebracht, dass Er nun wieder mit uns durch den Sohn und durch den Geist und durch das Evangelium reden kann.
„Der Herr hat Mir eine Jüngerzunge gegeben, damit Ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten, dem Müden durch ein Wort beizustehen, dem Müden das rechte Wort zur rechten Zeit zu geben“ (Vers 4). Das ist ein Wort für Zeugen Gottes, für Missionare, für Evangelisten, für Frauen, die Kranke besuchen, für Eltern ihren Kindern gegenüber. Das ist immer der Unterschied von der eigenen Weisheit, wo man aus seinem Vorrat und seiner Erfahrung schöpft. „Er weckt Mich alle Morgen; Er weckt Mir das Ohr, dass Ich höre wie ein Jünger“ (Vers 4). - Da hat gestern der Herr wunderbar ein Wort gesegnet, und heute will man das gleiche Wort wieder sagen; man hat’s genommen aus der gestrigen Erfahrung. Fruchtlos! Du hast heute nicht mit Jüngerzunge geredet, nicht mit der Zunge eines Jüngers, der auf seinen Vater merkt und nicht von gestern her das Wort nimmt, andre zu trösten, sondern aus dem Vaterherzen es sich schenken lässt, durch den Geist es sich schenken lässt! Harret des Herrn! Und merket auf Gott, und tut nicht so, als ob das, was gestern gedient hat, auch heute den Seelen gebracht werden musste. Du hast gestern eine herrliche Erfahrung gemacht und willst sie heute verwenden? Das kann man nicht. Du musst, wenn du den Müden helfen willst, ans Quellwasser gehen und nicht an Wasser, das seit gestern in dir sich gelagert hat und nicht mehr frisch ist. Gestern war es frisch, und da hat es den Seelen geholfen. Müde, Angefochtene, Bekümmerte wollen Quellwasser, und Quellwasser ist das Wort, das eine Jüngerzunge bietet. Die Jüngerzunge ist eine Zunge, die das bietet, was von oben kommt, was der Geist einem zuteilt, was man heute von Gott bekommt und nicht von gestern, frisches Wasser und nicht Wasser, das sich in uns abgelagert hat. Also hier stehen vor dem Herrn, harren, merken auf Ihn!