Nachfolgen Seinen Fussstapfen.
Das Lamm Gottes hat uns - und das ist eine neue Seite Seines Leidens, Lebens und Sterbens - ein Vorbild gelassen, dass wir sollen nachfolgen Seinen Fussstapfen. Der Herr hat uns Fussstapfen gelassen, in die wir unsern Fuss setzen können und die wir nie von selbst gefunden hätten. Es war damit etwas durchaus Neues in diese gefallene Welt hereingekommen, wo jeder sich wie ein irrendes Schaf seinen eigenen Weg aussuchte und ihn ging, wo jeder sein eigenes Leben, seine eigene Ehre, seine eigene Bequemlichkeit, seinen eigenen Vorteil suchte. In diese gefallene Welt, die kaum mehr wusste, was Liebe und Hingabe ist, trat Er ein und mit diesem wunderbaren Neuen, dass Er als ein Opferlamm durch die Welt ging, als einer, der alles jederzeit über sich ergehen liess ohne Widerrede, ohne äussere oder innere Anklage. Die Welt ist so voll von Leuten, die sich beklagenswert und bemitleidenswert finden, die um Mitleid betteln und nie zufrieden sind, wenn man ihnen letzteres nicht gibt. Wir sollen Mitleid mit andern haben und ihnen Liebe erweisen, wo wir können; aber es gilt sehr behutsam und zart sein, damit unsre Liebe in den Linien der göttlichen Liebe bleibe und nicht in das seelische, fleischliche Gebiet ausarte.
Nach 1. Petrus 2,21 tritt uns in dem Leiden Christi entgegen, dass Er uns damit eine heilige Berufung hinterlassen, indem Er sich dem Vater als Schlachtopfer hingegeben hat für unsre Sünden, und zwar freiwillig. Jedes freiwillige Opfer aber hat Samen, wenn man sich darin nicht selbst spiegelt und gefällt, sondern es aus reinem Gehorsam gegen den Vater bringt, der uns in die Nachfolge Jesu Christi ruft. Dieser Same durchbricht die Macht des Egoismus einer Christenheit, die die Herrlichkeit eines Lammeslebens nicht mehr ahnt, geschweige denn den Weg zu einem solchen Leben findet. Da ist der Herr Jesus durchgebrochen mit Seinem „Hier bin Ich, Vater, zu tun Deinen Willen!“ In diesem „Hier bin Ich“ unsres Heilandes haben wir eine durchbrochene Bahn, in der wir allezeit - selbst für besonders schwierige Aufgaben, wo es gilt auszuharren, - Macht haben, uns zu opfern. Durch den ewigen Geist, durch den Jesus sich geopfert hat, haben wir Macht, in der Nachfolge Jesu zu leben, zu dienen, zu leiden, vollendet zu werden. Das ist das unantastbare Erbe, das unser Heiland am Kreuz erworben hat. Freiwilliges Sichopfern ist Gnade; es ist heilige Berufung zu einer Herrlichkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und die in keines Menschen Sinn gekommen ist. Er hat Fussstapfen hinterlassen, in die wir unsern zitternden Fuss stellen können und dürfen. Der ewige Geist, durch den Er sich geopfert hat, ist der Geist der Herrlichkeit, und in Ihm finden die allerschwächsten, leidensscheusten Charaktere Macht, still zu werden. Dein Fuss wird gewiss, dein Herz fest in der Nachfolge des schweigenden Lammes. Das ist Charakter, christlicher Charakter, und das Kennzeichen eines christlichen Charakters ist, leiden und schweigen zu können, Erbarmen mit andern zu haben und sich nicht selbst zu bemitleiden. Wer sich selbst bemitleidet, hat kein Herz für die Röte und Leiden andrer; er geht auf im Schmutz des eigenen Lebens und des Sich-um-sich-selbst-drehens. Dabei verkümmert man, wird zu einem Waschlappen, hat keine Widerstandskraft und bettelt vor der Tür andrer um Almosen. Wir wollen doch nicht vergessen, dass wir Königskinder sind und uns für eine Königskrone ausbilden lassen dürfen auf dem Weg, den unser Heiland gegangen ist. Wer mit Ihm leidet, wird auch mit Ihm verherrlicht werden und die Krone des Lebens davontragen, wenn er sich nicht mehr von Menschen krönen, ehren und bemitleiden lässt.