Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Röm 8,14 Jes 50,10-11 - 7. JuniRöm 8,14 Jes 50,10-11 - 7. Juni
Denn welche der Geist Gottes treibt (leitet), die sind Gottes Kinder.
Wer nach Jesaja 50,10-11 erst für sich selbst gelernt hat, im Dunkel auf den Namen des Herrn zu vertrauen und auf seinen Gott sich zu stützen, anstatt sich an selbst angezündetem Feuer zu wärmen, anstatt eigenmächtig und vor der Zeit Tröstung und Erquickung an sich zu reissen, der lernt auch andre, er lernt seine Liebsten Gott anvertrauen und auf Gottes Stunde warten, um ihnen Trost und Hilfe zu bringen·
Wer unter Geistesleitung mit seinem Gott wandelt, lernt seinen Gott kennen und in echtem Prophetengeist unterscheiden, was Gott ähnlich sieht und was nicht. Aber er wird von keinem Lazarus ohne weiteres sagen: Den kannst Du nicht sterben lassen; den darfst Du seinen Schwestern, seiner Familie, den darfst Du der Gemeinde nicht wegnehmen. Er vertraut seinem Gott und kann Ihm auch nach Morija folgen; er kann einen Sohn der Verheissung Opfern, ohne zur Stunde durchzusehen, wie das mit Gottes eigenem Wort stimmt.
Wie manche Kinder Gottes stehen noch geknechtet unter einem Geist der Furcht! Es kommt sie zuweilen eine Angst und Bangigkeit an, der Herr könnte, wenn sie sich Ihm rückhaltlos überlassen, Abenteuerliches oder Widernatürliches von ihnen verlangen. Woher kommt das? Sie kennen Jesus nicht, wie Er ist. Sie haben noch einen Fuss im Alten Testament und kommen leicht unter das Gesetz. Vor Entscheidungen und Aufgaben gestellt, heisst es je und je bei ihnen: „Ich sollte, aber ich vermag es nicht.“ Sie kommen schwer zu einem freudigen „Ich kann, und ich darf, denn ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ Ganz unter der Gnade stehen wir erst, wenn wir nichts mehr aus uns selber vermögen, weder Leichtes noch Schweres, wenn wir nicht mehr uns selbst für klug halten. Kinder Gottes, die unter der Gnade stehen, vertrauen der sichern Leitung ihres Hirten, der sie beim Namen nennt. Er weiss, wie weit Er mit einem jeden gehen, was Er von ihm erwarten und was Er ihm anvertrauen darf. Das macht sicher und ruhig; das schafft Raum für Geistesleitung. Wer nicht unter der Gnade steht, der kann Jesu Joch nicht sanft finden; es deucht ihn hart, auf schmalem Pfad und in engen Schranken zu wandeln. Bei solcher Herzensstellung kann von einer Geistesleitung keine Rede sein.