Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 14 - Johannes der Täufer enthauptet. ,Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat“Mt 14 - Johannes der Täufer enthauptet. ,Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat“
„Au der Zeit" — als der Herr erfuhr, daß ein Prophet nicht angesehen ist in seiner Vaterstadt, zu derselben Zeit drang das Gerücht von Jesu zu dem Vierfürsten Herodes, und diesem schlug nun das Gewissen. Bei seinem Aberglauben und belasteten Gewissen kam er sofort auf den Gedanken: „Das ist Johannes der Täufer, den ich im Gefängnis enthaupten ließ, um ihm den Mund zu stopfen", denn Johannes hatte klar und bestimmt als ein echter, von Gott gesalbter Hofprediger zu ihm gesagt: „Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben." Er hatte den Mut, den Fürsten über seine Sünde zu strafen. Das war keine Kleinigkeit. Herodes wollte ihn daraufhin töten lassen, aber er fürchtete sich vor dem Volke. Hierin zeigt sich die Schwäche eines grausamen Fürsten, der der Knecht des Volkes ist und nichts tun darf, was das Volk nicht haben will und nicht ertragen könnte. Herodes war kein Herrscher und konnte auch gar keiner sein, weil er kein gutes Gewissen und keine göttliche Autorität hatte. Da ereignete sich ein Zwischenfall. Es ging, wie es je und je geht, daß jemand, ob Mann oder Frau, hineingerissen wird in einen Fall, weil er innerlich nicht richtig gestanden hat. Es kommt da immer ein Anlaß, wo die Schwäche und der Jammer zu Tage treten. Der Geburtstag des Herodes wurde gefeiert, die Tochter der Herodias tanzte vor den Gästen, und das gefiel dem König wohl. Vielleicht war er auch angetrunken an diesem Festtag; darum verhieß er dem Mädchen mit einem Eide, er wolle ihr geben, was sie fordern werde. Mit diesem Versprechen war er als König und Fürst aufgetreten, der Macht hat, zu geben, was von ihm gefordert wird — aber wo hätte er gedacht, daß sie etwas so Furchtbares von ihm verlangen werde? Das Mägdlein ging mit dem Versprechen des Königs zur Mutter, um sich mit ihr zu beraten, und die Mutter gab einen entsetzlichen Rat; denn sie sagte sich: „Das ist die langersehnte Gelegenheit, Johannes dem Täufer den Mund zu stopfen, um dann die sündliche Verbindung ungestraft fortführen zu können. Vers 8: „Wie das Mägdlein von ihrer Mutter beraten war, sprach sie: Gib mir her auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers." Das ist ja schauerlich, aber was tut man nicht, wenn man vom Teufel geblendet ist? Der König war betrübt. Auf eine solche Bitte war er nicht gefaßt, und das Mägdlein wäre auch sicher nicht darauf gekommen, wenn die Mutter nicht gewesen wäre. Vers y: „Und der König ward traurig — doch um des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tische saßen, befahl er, ihr's zu geben." „Um des Eides willen" — er war gebunden durch Aberglaube und Menschenfurcht — was ihm aber fehlte, das war echte, lautere Gottesfurcht. Ec wollte seine Autorität nicht antasten lassen, und er hatte geschworen. So ließ er denn den Johannes enthaupten. Und entsetzlich: Vers 11: „Das Haupt Johannes des Täufers ward hergetragen in einer Schüssel und dem Mägdlein gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter." Der Mund des Hofpredigers war nun geschlossen, und Herodias konnte ungehindert weiter sündigen. Vers 12: „Da kamen seine Jünger, und nahmen seinen Leib und begruben ihn; und kamen und verkündigten es Jesu."
Vers 13—21. „Da das Jesus hörte, wich er von dannen . . Es war eine schwere Stunde für unseren Heiland. Sein Vorläufer, der ihm Bahn gebrochen hatte, war enthauptet, und niemand konnte wissen, was sich daran knüpfen würde. Jesus ging in die Stille zu seinem Vater, wie er je und je getan hat — einmal auf Bergeshöhen, ein andermal in die Wüste sich zurückziehend — aber wie an anderen Orten, so auch hier: — es gelang ihm nicht. „Als das Volk das hörte, folgten sie ihm aus den Städten", und der Herr Jesus wurde nicht ärgerlich. Er war bereit, sich jeden Augenblick von seinem Vater einen Strich durch die Rechnung machen zu lassen. Wollte er doch nichts anderes, als von seinem Vater geleitet sein, und da war er bereit, allezeit seinen Plan zu ändern, wenn der Vater es für gut fand. Anstatt ärgerlich zu werden, hatte er Erbarmen. Er sah das viele Volk und erbarmte sich seiner. Er ging nicht auf in persönlichem Leid und persönlichem Schmerz, sondern war bereit, denen zu dienen, die seinen Dienst nötig hatten. Im tiefsten Leid, in der tiefsten Trauer um einen Verlust können wir nichts Besseres tun, wie dem Herrn Bahn machen. Er erbarmte sich und heilte ihre Kranken, und das ging fort bis zum Abend. Den Jüngern dauerte das zu lange, und sie sprachen: „Dies ist eine Wüste, und die Nacht fällt daher; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Märkte gehen, und sich Speise kaufen." Vielleicht war es ihnen mehr um sich selbst zu tun als um das Volk. Vers 16: „Aber Jesus sprach zu ihnen: gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nichts hier als fünf Brote und zwei Fische." Das kommt ja gar nicht in Betracht bei einer solchen Menschenmenge. Da kann man gar nicht anfangen. Vers 18: „Und Jesus sprach: Bringt sie her." Wenn wir in der Not sind und andere Ansprüche an uns machen, dann gehen wir damit zum Herrn. Wir können den Ansprüchen nicht gerecht werden, aber der Herr hat Mittel und Wege, der Not abzuhelfen — und alle Not ist gegeben, damit er Gelegenheit habe, sich zu offenbaren als der große Nothelfer. Er ging mit dem, was da war, zu Gott, seinem Vater, und dankte. Zum voraus schon dankte er da, wo weit und breit keine Hilfe war. Er wußte, daß sein Vater ihn allezeit hörte, und er dankte öffentlich, um damit aufzuweisen, daß er seinem Vater vertraute. „Er sah auf gen Himmel und dankte und brach's, und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk." Unter seinen Händen hat sich das Brot vermehrt in einer Weise, die niemand voraussah, und die niemand kontrollieren und erklären konnte. Lassen wir in der Not alles durch die Hand des Herrn gehen und seien wir gewiß, daß er uns nicht stecken läßt! „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen." „Und sie aßen alle und wurden satt und hoben zwölf Körbe voll Brocken auf", also bedeutend mehr, als früher da war. Fünftausend Mann hatten gegessen — wenn Weiber und Kinder dazu gerechnet werden, konnten es etwa zehntausend sein — eine große Menschenmenge. Der Herr bleibt nicht stehen bei der Menge. Er hebt seine Augen empor zu Gott, seinem allmächtigen Vater, und der Vater hat wie immer dem Glauben seines Sohnes entsprochen. Und nun war des Herrn Tagewerk vollendet. Vers 22: „Und alsobald trieb Jesus seine Jünger, daß sie in das Schiff traten und vor ihm hinüberfuhren, bis er das Volk von sich ließe." „Und da er das Volk von sich gelaßen hatte, stieg er auf einen Berg allein, daß er betete . . Nach dem, was sein Vater ihm gegeben hatte, bedurfte er der Stille. Mittlerweile war ein Sturm über das Meer heraufgezogen. Und das Schiff mitten auf dem Meere litt Not von den Wellen. Der Wind war den Jüngern zuwider, und sie konnten nicht durchbrechen. Das war eine schwere Nacht — überdies hatten die Jünger eine unerwartete Erscheinung. Vers 25: „In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meere gehen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrieen vor Furcht." Die Wellen, das wogende Meer mußten Jesum tragen. Vers 27: „Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin es — fürchtet euch nicht!" Ich hoffe, daß niemand unter uns es noch mit Gespensterfurcht zu tun hat — wohl aber können plötzlich Dinge kommen, die uns einen Schrecken einjagen. Wir wißen vielleicht nicht mehr, wie durchkommen, und da ruft uns der Herr zu: „Seid getrost, ich bin es . . . ." Was auch kommen mag auf unserem Lebenswege bei Tage oder bei Nacht, wir dürfen uns immer sagen: Es ist der Herr. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage . ." Es ist der Herr, der Sturm und Wellen mit einem Wink beschwichtigt. Es handelt sich nur darum, daß wir Probe halten, und festhalten, daß wir dem Herrn auch auf dem stürmischsten Meere vertrauen können. Und nun kommt der impulsive, vorausrennende Petrus und sprach: „Herr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser." Warum kann er nicht ruhig warten, bis der Herr zu ihnen kommt? Der Herr gewährt ihm seine Bitte, damit er erfahre, was wahrer Glaube und was ein impulsives Vorgehen ist, welches ihn niemand geheißen hat und was ganz unnötig war. „Petrus stieg aus dem Schiff und wandelte." Das war eine Kühnheit, die ihn teuer zu stehen kam, aber der Herr ließ ihn seine Erfahrungen machen. Er fürchtet sich, und damit war es aus. Da trugen ihn die Wellen nicht mehr. „Und da er anfing zu sinken, schrie er. „Jesus streckte alsbald die Hand aus.
Nicht nur den Herrn mußten die Wellen tragen, sondern auch Len Petrus. Sobald der Herr seine Hand ausftreckt, ist Petrus gerettet.