Nehmet, meine lieben Brüder, zum Exempel des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehört und das Ende des Herrn habt ihr gesehen; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
In der Geschichte Hiobs sehen wir Gott vorangehen und von sich aus des Feindes Augenmerk auf Seinen Knecht richten. Hast du nicht acht gehabt auf Meinen Knecht Hiob? (Hiob 1,8) Da wehten die Stürme um den Glaubensmann, und die Wogen der Trübsalsee gingen hoch. Solche Stürme und Prüfungen kommen zu Gottes Zeiten, nicht wann der Teufel will. Dessen Wille ist schon lange auf unsern Untergang gerichtet, und er hätte uns schon lange verschlungen. O wie hat Hiob dann aufgemerkt und stillgehalten, als Gott mit ihm redete! Er war zuschanden geworden vor seinen Freunden, die, wie es schien, mit dem Wort Gottes, aber im Grund doch nur mit ihrer Gotteserkenntnis und damit mit ihrem eigenen Massstab an ihn herangetreten waren, und nun wird er vor seinem Gott zuschanden, weil er mit seinem Massstab an Gott herangetreten war. Hiobs bisherige Frömmigkeit war nur Vorstufe, noch nicht das letzte Wort. Gott wollte diesen auserwählten Knecht des Alten Testaments etwas schauen lassen von der Welt, die Er vor Elia eröffnete, als Er den Propheten mit dem stillen Säuseln Seines Heiligen Geistes umwehte. Er wollte sein Herz, soweit es möglich war, öffnen für den Geist des Neuen Bundes, und wo der weht, da hört man auf, von Recht und Ansprüchen zu reden. Der Herr hat ihm den Schleier weggezogen von seiner Majestät, und damit ist der Wurm in den Staub gesunken und hat um Gnade geschrien. Und Gott hat sich seiner erbarmt und sich zu ihm geneigt; Er hat ihn mit mächtiger Hand aus dem alttestamentlichen Kreis der Schatten auf die Schwelle des Neuen Bundes gehoben; Er hat ihm ein Stück Seiner Herrlichkeit gezeigt.
Auch im Leben der Kinder Gottes, der einzelnen und der Familien, gibt es Tage und Stunden, wo eins über das andre kommt. Aber wenngleich der Feind auftritt und sich gebärdet, als wäre er souverän, als wäre er Gott, willkürlich kann er doch nicht eingreifen in unsern Gang. Wohl hat er seine Hand im Spiel, aber unter göttlicher Erlaubnis und Überwachung.
Auch in Stunden der Finsternis, wann der Feind über uns Macht bekommt, wo es durch Feuerproben geht und alles zusammenkommen darf, ist es doch immer der Herr, der dem Feind diese Macht gibt, der ihm aber auch Grenzen zieht; es ist alles gemessen, gewogen, geleitet. Es geht ein Brand an, aber nur bis die Bande versengt sind; echtes Glaubensleben geht gereinigt und geläutert daraus hervor. Nein, wir sind keinem Zufall anheimgegeben; wir wissen, was für eine Hand unentwegt über uns ausgestreckt bleibt, während wir zwischen den Wassermauern der Trübsal hingehen. Es ist Jesu Hand, in die der Vater uns hineingelegt hat, und aus dieser Hand kann niemand uns reissen.
Halt Du mich nur bei Deiner Rechten,
Holdsel’ger Freund, und dann voran!
Sei Du der Stern in meinen Nächten,
In meinem Boot der Steuermann,
Und sprich, wenn ich in Stürmen zage,
Zwei Worte nur vernehmlich aus,
Sprich nur: „Ich bins!“ und jauchzend schlage
Ich meine Ruder ins Gebraus.