Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
6. Unsere Berufung, Gottes Mitarbeiter zu sein6. Unsere Berufung, Gottes Mitarbeiter zu sein
Um die Bande des Unglaubens zu sprengen, um die Früchte von Jesu Erlösungswerk in ihrer Fülle zu ernten, um gesund zu werden und um gesund zu bleiben, ist es nicht genug, dass wir mit Christus gestorben sind, auf die Stimme Gottes merken und in seinem Gehorsam wandeln (Kap. 3+4). Wir müssen einen Schritt weitergehen und Mitarbeiter Gottes werden, ergebene, denkende und tatkräftige Mitarbeiter. Wir sind von Gott dazu berufen und müssen uns dieser Berufung bewusst werden; wir müssen uns daran erinnern, dass Gott für seinen Dienst keine mechanisch dienende Sklaven, keine gedanken- und willenlose Werkzeuge will.
Der Dienst der Sünde und das Suchen eigenen Lebens, hatte uns geknechtet, hatte Herz, Verstand und Willen in einen Zustand der Gebundenheit gebracht. Hat diese Knechtschaft ein Ende, hat Gott wieder unser Herz und unseren Willen. Ist in Tun und Lassen die Ehre Seines die Ehre seines Namens unsere Triebfeder und unser Ziel geworden, so stehen wir damit dem Lichte und dem Leben wieder offen, das von Gott ausgeht. Von Ihm gelöst und belebt, können wir alle unsere Kräfte des Denkens, Liebens und Wollens wieder frei entfalten. Wir werden unter seiner Leitung und seinem Einfluss wieder sittliche und verantwortliche Persönlichkeiten. Persönlichkeiten, deren ganzer Sinn nunmehr auf Erforschung und Erfassung von Gottes Gedanken gerichtet ist und die alles einsetzen, um diese Gedanken gerichtet ist und die alles einsetzen, um diese Gedanken zur Ausgestaltung zu bringen. Völlige Hingabe des Willens und Lebens an Gott ist nur ein Durchgangspunkt.
Sobald wir uns Gott unbedingt überlassen, ergreift der Heilige Geist Besitz von uns, um unsere Gaben und Kräfte zu wecken und zu verwerten.
Dies geschieht vor allem dadurch, dass wir lernen, dem Worte Gottes und seinen Verheißungen gegenüber eine entschiedene Stellung einzunehmen, wir erwarten dass diese sich nun an uns erfüllen. Wir fragen nicht mehr, ob es uns passt oder nicht, krank zu sein oder nicht, sondern wir fragen, wie sich die Schrift zur Frage der Krankheit stellt, mit anderen Worten, was zur Ehre Gottes dient. Wissend, dass unsere Glieder zu Gottes ehre erkauft sind, dass wir durch Christi Tod wirklich von Sünde befreit und von den Banden unseres eigenen Lebens erlöst sind, wollen wir nun auch, dass Gott unseren ganzen Leib zum lebendigen Opfer habe, dass auch nicht eines unserer Glieder in den Banden der Krankheit bleibe. Wir wollen es, weil Gott es will und weil wir uns dafür verantwortlich wissen, dass Gottes Wille an unserem Leibe sowohl als in unserer Seele erfüllt werde. Gestützt auf die Schrift, die nicht gebrochen werden kann, erbitten und erwarten wir unsere Heilung in unerschütterlicher Zuversicht, wie lange und wie schwer auch die Prüfung sein mag, der es Gott gefällt, unseren Glauben zu unterwerfen, was auch die äußeren und inneren Hindernisse sein mögen, die der augenblicklichen und vollständigen Verwirklichung des göttlichen Willens in uns entgegenstehen. Aller Gehorsam der Wahrheit durch den Geist, alles im Glauben geschehene Festhalten einer geoffenbarten Wahrheit reinigt das Herz (1Pet 1,22 / Apg 15,9). Durch Reinigung und Läuterung aber werden wir zubereitet, um die Verwirklichung dessen, was wir geglaubt haben, schauen zu können.
Wenn nach Jak 5,14-15 dem kranken Gemeindeglied, das den Anweisungen des Apostels folgt, Heilung zugesichert wird, so ist diese doch gebunden an das Gebet des Glaubens, an das ernstliche Gebet des Gerechten, im Geiste des Elia vor Gott gebracht (V. 15-18).
Man sieht an diesem Beispiel von Elia (1Kön 18,42-44), wie unbedingte Hingabe an den göttlichen Willen nur die Vorbereitungsschule ist, in der uns Gott heranbildet, um mit allen Kräften unseres Wesens auf seine Heils- und Gnadengedanken einzugehen und an ihnen festzuhalten, bis sie erfüllt sind. Passiver, absoluter Gehorsam ist Bedingung und Weg zum aktiven Gehorsam.
Nicht umsonst Weist die Heilige Schrift gerade den Kranken auf diese Vorgänge aus dem Leben des Elia hin. Wie wir gesehen haben, ist im Jakobusbrief dem Kranken gegebene Verheißung der Heilung ebenso bestimmt als die Verheißung des Regens, mit der Elia auf den Karmel hinaufging und die Stelle in Jes 53,4, verglichen mit Mt 8,16-17, lässt nicht den leisesten Zweifel zu über Gottes Willen, über die Gedanken seines Vaterherzens seinen kranken Kinder gegenüber. Sollen aber diese Verheißungen an uns ihre Erfüllung finden, so müssen wir tun, wie Elia auf dem Karmel tat.
Wer in diesem Falle noch sagt, Gott mache, was ihm wohlgefällt - der tut, als ob uns Gott sein Wohlgefallen und seinen Willen hierin nicht kundgetan hätte. Er vergisst, dass allen Vorkommnissen, die in das Leben eines Kindes Gottes eingreifen, sobald Gott sich ausgesprochen hat, nicht mehr er, sondern wir dafür verantwortlich sind, dass Gottes Wort und Verheißung, in unserem Leben zur Tat und Wahrheit werde. „Der Gerechte lebt des Glaubens“ nicht für sich und seine Bedürfnisse nur, sondern vor allem für Gott. Lassen wir es an solchem Glauben fehlen, so treffen die Folgen davon nicht alleine uns; die Verwirklichung göttlicher Gedanken, die Ausführung göttlichen Willens wird durch unseren Unglauben verhindert. Jede Trägheit aber, jede zweifelhafte und ungewisse Stellung einer göttlichen Verheißung gegenüber ist Unglaube. Ein Kind Gottes vergesse nie, welch schwere Verantwortung es auf sich nimmt, wenn es durch seinen Unglauben seinen Herrn machtlos und damit zum Lügner macht! (Mt 13,58 / 1. Joh, 5,10).
Hängt die Herrlichkeit Gottes auf Erden von der Entschiedenheit ab, mit der unser Glaube seine Verheißungen erfasst, so kommt es bei einem kranken Kinde Gottes vor allem darauf an, eine bestimmte und entschiedene Antwort auf die Frage zu geben: „Willst du gesund werden?“ Mancher Kranke fürchtet sich, geheilt zu werden, weil er von den Aufgaben und Anforderungen zurück schreckt, die eine Rückkehr zur Gesundheit mit sich bringt, weil er sich die Möglichkeit gar nicht denken kann, unter den Reibungen des täglichen Lebens, den stillen Frieden und die Gemeinschaft mit Gott zu bewahren, die er in der Zurückgezogenheit eines Krankenzimmers gefunden hat. Dass dazu allerdings eine größere Machtentfaltung göttlicher Gnade gehört, geht schon daraus hervor, dass man ungestörten Seelenfrieden, eine gewisse Ewigkeitsluft leichter am Lager lang geprüfter Kranken findet, als bei Gesunden. Im Grunde aber entspringt eine solche Furcht doch nur aus einem unbegreiflichen, strafbaren Misstrauen gegen unseren himmlischen Vater und gegen den Hirten und Lebensführer, den er uns gegeben hat. Vergiss nicht, lieber Bruder: Wo Gott neue Aufgaben gibt, da gibt er auch neue Kräfte im entsprechenden Maß! Denke nicht der Herr werde deinen Leib heilen, ohne der Seele neue Heils- und Lebenskräfte zuströmen zu lassen, ohne dich innerlich neu auszurüsten für die Tage der Gesundheit! Lass deine Furcht fahren, vertraue deinem himmlischen Arzt, und fragt er dich „Willst du gesund werden?“ - So antworte kühn und fest, im Blick auf seine Gnade und Treue: „Ja, Herr, um deinetwillen und zu deines Namens Ehre.“