Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
Joh 11,1-3 Heb 12,11 - 23. NovemberJoh 11,1-3 Heb 12,11 - 23. November
Es lag aber einer krank mit Namen Lazarus, von Bethanien, in dem Flecken Marias und ihrer Schwester Martha. Da sandten seine Schwestern zu Ihm und liessen Ihm sagen: Herr, siehe, den Du liebhast, der liegt krank.
Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.
Hebräer 12,11 Krankheit ist eines der Zuchtmittel, die der himmlische Vater gebraucht, um uns zu Gefangenen Seines Sohnes zu machen, zu dessen überwundenen und willigen Untertanen. Wie gesegnet Krankheit bei Bekehrten oder Unbekehrten wirken kann, um sie auf Gottes Stimme aufmerksam zu machen, ist bekannt. Wie mancher verlorene Sohn, der vom Vaterhaus fliehend niemals auf die Frage geantwortet hätte: Wo kommst du her? Wo gehst du hin? ist durch Krankheit zum Stillstehen, zu sich selbst und zur Umkehr gebracht worden! Und von wie manchem Kind Gottes gilt das gleiche! Wie mancher Knecht Gottes ist mitten in der Arbeit für seinen Herrn dem Vaterhaus und Vaterherzen wieder fremd geworden! Während er, um nur ein Beispiel anzuführen, draussen im Dienst andrer seine Kraft verzehrte, hat er sich im Kreis der Seinen, in der Verborgenheit des Familienlebens der Selbstsucht schuldig gemacht, und es hat Krankheit, oft lange und schmerzliche Krankheit erfordert, um ihm die Augen zu öffnen. Er hatte sich als ein beklagenswertes Opfer angesehen und nicht geahnt, wie viel Frau, Kind und Hausgenossen unter ihm zu leiden hatten.
Ist ein Kind Gottes durch die Krankheit erst wieder zu sich selbst gekommen, steht Herz und Leben wieder unter dem Schein göttlichen Lichtes, so kann ihm nun die Krankheit zu einer gesegneten Schule werden, und zwar vor allem zu einer Schule der Selbstverleugnung. Vom Wort und vom Geist Gottes geleitet, erkennt der Kranke, wohin ihn Gott führen will, dass er nämlich allen irdischen Hoffnungen und Aussichten entsage, die Frage seines Auskommens und seiner Zukunft und so manches, was er bisher selbst besorgt hat und nun andern Händen überlassen muss, vertrauensvoll Gott übergebe; Er erkennt es, und durch die Macht der Gnade lernt er es. Er lernt Geduld und vergebende Liebe üben, wo er bei andern nicht die zarte Rücksicht und ausdauernde Teilnahme findet, zu der ihn sein Leiden zu berechtigen schien. Er lernt so manches andre, was er in Zeiten der Gesundheit zu lernen versäumt hatte.
Je näher ein Kind Gottes seinem Vater steht, desto eifersüchtiger ist der Vater für Seinen Sohn, dass Er in diesem Kind die volle Frucht Seines Todes schaue, einen vollen Sieg an ihm habe. Macht sich darum Satan oft an die gefördertsten und brauchbarsten Kinder Gottes und sucht durch Krankheit wenigstens einen Teil ihrer Kräfte und Glieder dem Herrn zu entziehen, so ist dies nicht nur göttliche Zulassung, sondern Gott gibt unter Umständen gerade diese Seine gesegnetsten Kinder für eine Zeit an die Krankheit dahin, bis alles eigene Leben in ihnen gerichtet ist, bis sie sich wieder als Gottgeheiligte erkennen, um als solche ihrem Gott zu leben.