Christus unsre Heiligung.
Die Furcht Gottes, haben wir früher gesehen, ist der Weisheit Anfang. Das ist Gerechtigkeit, und der Weisheit weiterer Teil ist Heiligung. Wenn wir heute von Heiligung reden wollen, so müssen wir gleich bemerken, dass heilig in einem doppelten Sinn gebraucht wird im Neuen Testament. Heiligung ist vor allem eine neue, durch das Opfer Christi uns gewordene Stellung Gott gegenüber, und zweitens eine Durchführung dieser Stellung im praktischen, und zwar sowohl im äusseren als auch im inneren Leben. Sie ist die fortgesetzte Stellung Gott gegenüber, wie wir sie aus dem Wort Gottes durch den Heiligen Geist erkannt haben und wie wir dazu in unsrer Bekehrung einmal Stellung genommen haben und damit vor Gott gerechtfertigt worden sind. Wir haben Gott die Macht über uns gegeben und das Todesurteil über uns unterzeichnet; aber wir haben in diesem Todesurteil auch unsern am Kreuz zerrissenen Schuldbrief erkannt und damit Gott gegenüber eine neue Stellung eingenommen.
Es gibt eine Heiligung, in der wir stufenweise fortschreiten (2Kor 7,1). Es gibt aber auch eine Heiligung, eine Stellung des Geheiligtseins, von der wir nichts wegtun dürfen und auch nichts hinzutun können, die ein für allemal gegeben ist als Grundlage, Fundament und Ausgangspunkt aller wahren, praktischen Heiligung. So heisst es Hebräer 10,10: „Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi,“ nachdem von dem Ungenügsamen, was das Gesetz gebracht hat, die Rede war, wie es nichts zur Vollendung bringen konnte; da ist von Ewigkeit her der Bürge eingetreten. Es ist ein in die Ewigkeit zurückreichendes Wort im Hebräerbrief (Kap. 10,9): Gott sind alle Seine Werke von Ewigkeit her bekannt. Der ganze Zusammenhang gipfelt dann im 10. Vers: „Wir sind geheiligt.“ - Wir haben 1. Korinther 1 gelesen, dass der Brief gerichtet ist nicht nur an berufene Heilige, sondern gleich im 2. Vers, ehe von Heiligen die Rede ist, redet der Apostel „die Gemeinde“ zu Korinth an. (Es sind die gleichen Personen, an die er sich wendet als Geheiligte in Christus). Das ist das gleiche Wort im Grundtext wie in Hebräer 10,10. Wie viel bei den Korinthern noch zu heiligen war, mehr als bei einer andern Gemeinde, das weiss jeder, der den 1. Korintherbrief aufmerksam gelesen hat; trotzdem waren sie Geheiligte in Christus Jesus. Die Korinther waren nicht Geheiligte in dem Sinne, dass die praktische Heiligung schon in besonders hohem Grade bei ihnen durchgeführt worden wäre, sondern sie waren es, wie andre Kinder Gottes es sind, die es einmal gewagt haben, der Vergebung der Sünden sich zu getrösten, unabhängig von dem, was sie an sich spüren, indem sie sich allein verlassen auf das, was Gott getan hat durch das Lamm.