Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
Mt 18,2-3 - 19. NovemberMt 18,2-3 - 19. November
Jesus rief ein Kind zu sich und stellte das mitten unter sie und sprach: Wahrlich, Ich sage euch: Es sei denn, dass ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Es war nur ein Kind, durch das der Herr im Hause Naemans so Grosses ausrichtete. Lasst mich dieses Kind heute mitten unter euch stellen und die Worte Jesu euch ins Herz hineinrufen: „Es sei denn, dass ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Dieses Kind hatte noch nicht viele geistliche Erfahrungen gemacht; man hätte denken sollen, seine innere Entwicklung wäre durch den jähen Wechsel ganz unterbunden worden. Was hat dieses Mägdlein im zarten Alter doch alles innerlich und äusserlich entbehren müssen; aber es steht vor uns glaubend, dienend, zeugend. Gott braucht keine Grossen; wenn wir nur werden wie die Kinder, so einfältig und einfach Ihm vertrauen und uns nicht bekümmern um das, was uns andre vorleben und vorsagen, sonst geht alles für uns verloren, was uns der Herr in heiligen Stunden geschenkt hat. Wahre Abrahamskinder lassen sich nicht irremachen, sie sind ihres Weges sicher und gehen ihn unbeirrt.
Wenn der Herr uns brauchen will für andre, dann nimmt Er uns aus dem Kreis, in dem wir bisher gelebt haben, dann verpflanzt Er uns auf fremden Boden; es geht nicht anders, es kostet unser eigenes Leben. Wer wählt sich da noch das Land, wo er seinem Gott dienen will? „Herr, ich will doch sehen, wie Du mich brauchen kannst, was Du mit mir machen kannst, wenn Du mich auch durch Raub und Gefangenschaft an mein Plätzchen führst!“ Das sind die Grundlagen für jeden Dienst für den Herrn. Nie sich mit der Vergangenheit abgeben, nicht sich selbst: gürten und führen, sondern dem Herrn volle Freiheit erlauben, uns dahin zu führen, wohin Er will, nie daran denken, was wir haben hingeben müssen, was der Dienst uns kostet, was wir durchmachen müssen. „Herr, ich will, dass mein armseliges Leben, das so erstaunlich schnell dahingeht, etwas abwirft für Dich und für die, unter die ich gestellt bin!“ Paulus hat auch nie damit gerechnet, was er durchmachen musste, und durch was für Wehen führte ihn der Herr! Aber er hat nicht wehleidig sich mit sich selbst abgegeben, sondern er hat sich in Ketten legen lassen auf dem Weg nach Damaskus und hat nie an seinen Ketten gerüttelt, bis er sie niederlegen durfte vor seinem König.
So lass dir denn, der du dich einsam, fremd fühlst und unbehaglich in den Verhältnissen, in denen du stehst, den Horizont öffnen und sieh dein Leben von diesem neuen Gesichtswinkel aus an! Fürchte nicht, dass der Herr dir in deiner Gefangenschaft etwas fehlen lassen wird. Er gibt allen Seinen Geschöpfen, was sie brauchen; aber am aller treuesten denkt Er an die, die Ihm dienen. Er schenkt jeder Pflanze, jedem Tier unter Seinem Himmel Luft, Licht, Speise, alles, was nötig ist zum Gedeihen und Wachsen. Er gibt auch dir, was du bedarfst zum Weiterkommen, zum Vollendetwerden; Er sorgt für alle deine Bedürfnisse, Er hat Stärkung, Himmelsspeise für dich, wenn du um jeden Preis möchtest, dass Er zum Ziel mit dir komme und keins Seiner Worte auf die Erde falle. Und sollte es wirklich hier unten keinen Platz mehr für dich geben, dann hat Er solchen noch in der andern Welt, dann holt Er dich hinauf, dann hast du auf der Erde nichts mehr zu tun, ja Er hat ein Plätzchen für die, die es Ihm recht machen wollen. Fürchte dich nicht, glaube nur! So gehe also, wenn es sein muss, deinen Weg allein, und zage nicht; nähre dich vom Heimat-, vom Hausbrot, vom Wort Gottes, und gehe heilig um mit dem, was der Herr Heiliges niederlegt in deinem Leben.