Auf dass wir nicht mehr Kinder seien und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, damit sie uns erschleichen zu verführen.
Hier geht der Apostel zurück und wiederholt das Gesagte im 14. Vers noch einmal auf andre Weise: „Auf dass wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern,“ heisst es nun, „die Wahrheit festhaltend in Liebe, oder wahr seiend in Liebe.“ „Du hast Lust an der Wahrheit im Innern des Herzens“ (Ps 51,8), d. h. Du willst nicht nur, dass wir einander die Wahrheit sagen, sondern dass wir unsern Brüdern im tiefsten Innern wahr gegenüberstehen. Und wirklich wahr ihnen gegenüber sind wir nur, insoweit wir in der Liebe bleiben.
Erinnert ihr euch der Stelle 1. Johannes 2,10? „Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Licht, und kein Ärgernis ist in ihm.“ Ihr seid nur so weit im Licht, als ihr liebt; das Licht ist Wahrheit, und die Wahrheit ist Licht. Wahr sein in seiner innern Herzensstellung dem Bruder und der Schwester gegenüber heisst „im Licht Gottes sein.“ Der Geist der Wahrheit, der Geist des Lichts richtet und verurteilt alles, was nicht Liebe und Demut, Geduld und Langmut ist, nach dem Mass des vollen Wuchses der Fülle Christi. Der Geist des Lichts, der Geist der Wahrheit nimmt von den Dingen, die in Christus Jesus sind, und offenbart sie uns.
Christus war, was Seine Demut und Sein Wahrsein in der Liebe betraf, das Ebenbild des Vaters, und wir werden, gestützt auf Ihn, Seinen Fussstapfen folgend, durch jedes Vorkommnis des Tages, durch jede Begegnung mit diesem oder jenem Bruder oder dieser oder jener Schwester, zum Mannesalter heranreifen. Je mehr wir bezüglich des Aufbaus der Gemeinde in Gottes Absicht eingehen, um so mehr wird uns der Herr mit dem speziellen Bruder oder der speziellen Schwester zusammenführen, die wir noch nicht so recht von Herzen lieben können. Er bringt uns bei der Begegnung mit den Betreffenden auf irgendeine Weise zum Bewusstsein, dass etwas im Leib noch nicht in den rechten Fugen ist. Es fehlt vielleicht an der warmen Liebe dem Bruder oder der Schwester gegenüber, und das ist etwas Schreckliches, wenn es daran mangelt. In Seiner wunderbaren Liebe und Zartheit schenkt nun der Herr eine Begegnung, damit man sich gegenseitig aussprechen und in die richtige Stellung zueinander kommen könne. Es darf keine Lücke im Leib sein, sondern ein Stein muss sorgfältig in den andern eingefügt, gerade die einander fernstehenden Glieder in einer Weise zusammengebracht werden, die niemand in den Sinn gekommen wäre, damit sich diese Steine aufeinander auferbauen. Das ist Arbeit für die Ewigkeit, und so beschleunigen wir die Wiederkunft Christi.