Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 8,16-34 - „Die hart Gebundenen macht er frei"Mt 8,16-34 - „Die hart Gebundenen macht er frei"
„Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm, und er trieb die Geister aus mit Worten und machte allerlei Kranke gesund" — er konnte nicht einmal durch Besessene von der Macht der Krankheit berührt werden. Er treibt sie mit einem Worte aus, und sie gehorchen ihm. Die Kranken aber werden alle ohne Unterschied geheilt. Vers 17: „Auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten Jesajas, der da spricht: Er hat unsere Schwachheiten auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen...." Damit hat der Herr auf dem Boden des Neuen Testamentes versiegelt, was in Jesajas 53 geweissagt ist: „Er trug unsere Krankheiten", nahm sie hinweg und trug unsere Leiden. Wenn irgendein Kapitel Alten Testaments heute noch unantastbar gilt, so ist es dieses 53. Kapitel des Jesajas. Es ist gerade mit den Worten versiegelt: „Jesus machte allerlei Kranke gesund, auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesajas." Das ist eine große Gnade, und es ist Herrlichkeit, wenn heute noch bei Kindern Gottes Krankheiten und Leiden irgendwelcher Art weichen müssen unter der Macht des Wortes Gottes. Wenn jemand krank ist, soll er dann aber auch nicht vor allen Dingen zum Arzt gehen, sondern zu den Ältesten, wie das Wort Gottes es verordnet. Das ist, was Gott eigentlich will. Damit ist niemand verboten, zum Arzt zu gehen, aber es bleibt dabei: „Ich bin der Herr, dein Arzt", und wenn jemand die Freiheit hat, seine Zuflucht allein zum Herrn zu nehmen, wo Menschen ihm nicht helfen konnten, so ist das Gnade und Herrlichkeit. Wir müssen dann nur das neugeschenkte Leben wirklich ganz und gar rückhaltlos auf den Altar legen und dem Herrn zur Verfügung stellen. Wollten wir es für uns selbst gebrauchen, so könnte der Herr bald wieder wegnehmen müssen, was er geschenkt hat. Wird aber alles in seinen Dienst gestellt, so wird uns auch dem Leibe nach immer neue Ausrüstung, Kraft und Sieg über die Krankheit gegeben nach seinem heiligen Ratschluß. Vers 18. Der Herr hat sich für uns dahingegeben. Er hat sich für sein Volk dahingegeben, und in seinem Erdenleben hatte er immer Erbarmen mit der versammelten Volksmenge. Er erkannte in ihr eine Herde ohne Hirten und lehrte sie immer wieder als der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ebensowohl waren dann aber Zeiten, wo der Herr sich entziehen mußte — immer jedoch unter der Leitung des Vaters. Er konnte sich nicht ohne weiteres hingeben an die Anforderungen, die Menschen an ihn stellten. Unter der Leitung des Vaters entzog er sich der Menge und ging ans Ufer. Vers 19: „Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehst." Das ist bald gesagt. Der Herr Jesus antwortete ihm: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege." Er sagte gewissermaßen: Weißt du auch, was du damit begehrst? Du begehrst damit, heimatlos zu werden. Des Menschen Sohn hat keinen Ort, keine Heimat, keine Stätte, wo er sein Haupt hinlege, weiß nie, wo er über Nacht sein wird. Er hat keine Heimstätte hier unten. Und wenn wir dem Herrn nachfolgen, müssen auch wir, die wir uns jeden Abend zu Bette legen können, die wir mitten in den wogenden Volksbewegungen und schwerer Kriegszeit Ruhe und Stille haben, uns immer daran erinnern: Wir haben hier unten keine bleibende Stätte, keinen absolut gesicherten Ort. Vers 21: „Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe." Das war doch gewiß keine unbillige Forderung. Nein; aber solche Begräbnisse, mit denen Feierlichkeiten und Leichenmahle verbunden sind, bieten Gelegenheit zu engerem Zusammenschluß mit der Welt, der man durch die Nachfolge Jesu entrinnen soll. Da gilt es, abbrechen und dann ausreißen. Vers 22 sagt darum auch Jesus: „Folge du mir nach, und laß die Toten ihre Toten begraben." Das ist scheinbar ein hartes Wort, aber sehr wohl verständlich, wenn man bedenkt, was solche Festgelage mit sich bringen. Wer nicht unter Umständen seinen verstorbenen Vater von anderen begraben lassen kann, kann nicht mein Jünger sein, sagt Jesus gewissermaßen. Will man Jesu folgen, so gilt es eben, sich von nichts zurückhalten lassen, und sich manchmal auch von Dingen losreißen, die einem sonst recht und billig erscheinen. Wir haben unsere Uhr nach der Uhr des Herrn zu richten und können nicht erwarten, daß der Herr seine Uhr nach der unseren richte. Er ist der Herr über Lebende und über Tote. Und nun geht der Herr in Begleitung seiner Jünger aufs neue übers Meer. Da kommt ein gewaltiger Sturm, den man nicht vorausgesehen hatte, so daß das Schiff von den Wellen bedeckt wurde. „Er aber schlief, und seine Jünger traten zu ihm, weckten ihn und sprachen: Herr, rette uns; wir kommen um." Es ist unmöglich, umzukommen in einem Schifflein, in dem der Herr ist. Beim Herrn ist man geborgen, was auch kommen mag, und er darf nur einen Wink geben — ein Wort sagen, so müssen Sturm und Wetter sich legen. Vers 26: „Da sagt er zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam, o ihr Kleingläubigen?" Da sieht man wieder die ganze Majestät des Herrn. „Und er stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; da ward es ganz stille." Was sich auch in einem Christenleben für ein Sturm erheben mag, der Herr ist mit seinen Kindern und beherrscht jeden Sturm. Er ist größer als unser Herz und kann nicht nur den Sturm in der Natur, sondern auch den noch viel schwerer zu stillenden Sturm in einem Menschenherzen stillen. Er hat Macht über alle Wetterschläge der sichtbaren und unsichtbaren Welt. „Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam sind?" Ja, wenn sie nur etwas weiter gegangen wären und gemerkt hätten, daß das ein Mensch war, wie er wirklich sein soll nach Gottes Willen, aber zugleich der Sohn Gottes, der Herr der Schöpfung, und wenn sie sich dann nur in seine Nachfolge begeben hätten, ihm vertrauend, daß er auch in ihrem Leben Stille schaffen werde, wo niemand sonst es vermochte. Vers 28: „Und er kam jenseits des Meeres in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Totengräbern...Das hat ja schon längst bei uns aufgehört. „Und sie schrieen und sprachen: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu, du Sohn Gottes? ...." Das ist doch ein schrecklicher Zustand, zu wissen, daß einem schweres Gericht droht — das ist ein furchtbares Warten des Gerichtes, das die Widerwärtigen verzehren wird. Es ist schon eine schreckliche Qual, einen solchen Ausblick zu haben, während wir Kinder Gottes mitten in allem Leiden die Aussicht haben auf eine Herrlichkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und die in keines Menschen Sinn gekommen ist. Diese Herrlichkeit hat Gott bereitet, denen, die ihm nachfolgen und ihm dienen. „Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide . . ." Die Schweine gehörten zu den unreinen Tieren, mit denen die Juden nichts zu schaffen haben sollten. Vers 31: „Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Schweine zu fahren." Vers 39: „Und er sprach: Fahret aus. Da fuhren sie aus und fuhren in die Herde Schweine. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich von dem Abhang ins Meer und ersoffen im Wasser." Das war eine schlimme Berechnung der Dämonen, daß sie in Schweineherden fahren wollten. Es ging dann hinunter in den Abgrund mit ihnen. Wohl uns Kindern Gottes, die wir eine ganz andere Hoffnung haben, wenn wir uns erziehen lassen für die Herrlichkeit, die kein Auge gesehen hat, und denen alles, was sie hienieden erleben und leiden, zur Ausreifung für diese Herrlichkeit dient! Vers 33: „Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt . . . Und siehe, da ging die ganze Stadt hinaus Jesu entgegen. Und da fle ihn sahen, baten sie ihn, daß er von ihrer Grenze weichen möchte." Lieber wollten sie Schweineherden in ihrem Lande haben als einen Heiland, der sie am Leben anfaßt, der ihnen nicht mehr die Freiheit läßt, großzuziehen, was sie großziehen wollen und mit Unreinem, mit Schweinen umzugehen. Eine furchtbare Alternative für sie, entweder die Schweine hergeben zu müssen oder den Herrn. Wo der Herr iss, hat nichts Unreines Raum, und wohl uns, wenn wir immer tiefergehend die Erfahrung machen dürfen, daß die Gegenwart des Herrn nichts Unreines duldet — auch nicht in der Gedanken- und Traumwelt — daß alles sich beugen muß unter die Majestät der Gegenwart des Herrn! Wie sich einmal alle Knie beugen müssen, so muß sich jetzt schon alles im Leben der Kinder Gottes unter sein Szepter beugen, denn was sich nicht beugen will, das sind unsere Feinde.