Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
1Kor 7,29-31 - 13. November1Kor 7,29-31 - 13. November
Die da Weiber haben, dass sie seien, als hätten sie keine; und die da weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die da kaufen, als besässen sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, dass sie dieselbe nicht missbrauchen. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.
Bei allem Vertrauen auf den Herrn, was unsre persönlichen Bedürfnisse betrifft, müssen wir jedoch auch lernen, uns durch nichts binden zu lassen, was zu unserm irdischen Heim gehört. „Die, welche leben, sollen hinfort nicht ihnen selbst leben.“ Nur wenn wir unsres Gottes harrend und Ihm zur Verfügung stehend, nach Römer 12,1-2, auf dem Altar liegen, können wir herausfinden, was Gott an jedem besondern Tag und zu jeder besondern Stunde unsres Lebens von uns will. Christi Herz war allezeit überströmend von Liebe und Gnade, aber immer unter des Vaters Kontrolle stehend (vgl. Joh 1,1-11), und auch wir müssen uns, was unsre Angehörigen und unsre häuslichen Verhältnisse überhaupt betrifft, unter Seine Kontrolle stellen. Er weiss, was uns das kosten mag, Ihm Raum zu lassen, dass Er Seinen angefangenen heiligen Weg mit uns zu Ende gehe; aber wir haben uns durch keinerlei Furcht vor den Konsequenzen oder dem Unwillen von Freund und Feind abhalten zu lassen, unserm Gott zu gehorchen.
In Wartezeiten stellt es sich heraus, ob du den königlichen Geist, ein königliches Vertrauen zu deinem Heiland hast. Saul hatte diesen königlichen Geist nicht, als das Heer Israels zerstreut wurde; er nahm die Dinge in seine eigene Hand und verlor die Krone darüber. Nicht jeder von uns hat durch Proben zu gehen, wie unser Herr und Meister sie in dieser Beziehung durchzumachen hatte; aber tritt an uns die Probe heran, unsre Lieben allein in Gottes Hand lassen zu müssen, so werden wir hierfür hinreichend Gnade bei unserm Gott finden.
Merken wir also, dass der Herr nie von uns verlangt, dass wir an zwei Orten zugleich seien: Sollen wir mit unserm ganzen Sein und Wesen auf dem Altar liegen und unserm Herrn Tag und Nacht nicht nur für unsre eigenen Bedürfnisse, sondern auch für die unsrer Lieben vertrauen, so müssen wir es uns unter Umständen gefallen lassen, missverstanden zu werden, wenn uns der Herr deutlich gezeigt hat, dass wir da oder dort für den Augenblick nichts zu tun haben; es ist das die Herrlichkeit und der Adel der Stellung, die wir unserm Gott gegenüber einnehmen, und nie dienen wir den andern mehr oder wahrhafter, als wenn wir im Gehorsam gegen Gottes Weisung darauf eingehen. Wir helfen ihnen damit mehr als mit unsrer rein menschlichen Liebe, wenn Gott es für gut erachtet, dass sie durch diese Schule gehen.
Lasst uns unsre Lieben nicht fleischlich pflegen - o tun wir das nie, niemals! Wie viele Kinder werden von ihren Eltern durch fleischliche Verzärtlung in Grund und Boden verderbt, und wie vielen Erwachsenen schaden wir durch weichliche Liebe an ihren Seelen! Gott kann das Fleisch Opfern; Er hat des Fleisches Seines eingeborenen Sohnes nicht geschont. Er kann unser Fleisch drangeben, um das Leben des ewigen Gottmenschen in uns zur Ausgestaltung zu bringen. Wandle ich im Licht, so kann ich meine Lieben getrosten Herzens in völligem Vertrauen Gott überlassen; denn ich weiss, dass sie in Seiner Hand sicherer sind als in der meinen.