Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 13,33-58 - „Habt ihr das alles verstanden?" Den Aufrichtigen läßt er es gelingen.Mt 13,33-58 - „Habt ihr das alles verstanden?" Den Aufrichtigen läßt er es gelingen.
Vers 36: „Jesus entließ das Volk und kam in das Haus." Er hat den Samen unter das Volk ausgeftreut, wo sich dann die verschiedenartigen Erdreiche herausstellen, der harte Boden und die anderen. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: „Erkläre uns das Gleichnis von dem Unkraut auf dem Acker." Wahre Jünger wollen von ihrem Meister lernen und kommen mit allen Schwierigkeiten zum Meister, und daran erkennt man heute noch den wahren Jünger, daß er mit allem gleich zum Heiland geht, damit er helfe und in die flüchtigen Stunden der Zeit Ewigkeit lege, und daß er uns über alle Erfahrungen, durch die wir zu gehen haben, orientiere, damit wir uns zurechtfinden, und damit uns alles Liebliche und alles Schwere, was wir erleben, ausbilde für die Herrlichkeit. „Der den guten Samen sät, ist des Menschen Sohn." „Der Acker ist die Welt, in der der Same ausgestreut wird." Aber nun scheiden sich die Linien. „Der gute Same sind die Kinder des Reichs und das Unkraut die Kinder des Bösen." Mit dem Reifen des Samens scheiden sich die Kinder des Reichs und die Kinder des Bösen. „Der Feind, der das Unkraut sät, das ist der Teufel", und der ist heute noch bereit, den guten Samen wegzunehmen durch Sorgen und durch den Betrug des Reichtums sowie durch allerlei andere Einflüsse, daß er nicht zur Reife komme, zu einer völligeren Gemeinschaft mit dem Herrn, zu einem Wandel im Licht, zu einem siegreichen Leben. Wohl uns, wenn wir uns nicht vom Teufel, von den Dingen dieser Welt in Beschlag nehmen lasten — weder durch Furcht noch durch Hoffnung, weder durch süße noch durch bittere Erfahrungen! Der Feind, der das Unkraut sät, ist der Teufel — die Ernte ist das Ende der Weltzeit, dem wir entgegengehen — „Die Schnitter sind die Engel." Mit dem Ende der Weltzeit ist aber nicht das Ende des gegenwärtigen Zeitlaufes gemeint; denn mit der Entrückung der Gemeinde ist noch nicht das Gericht — die Ernte — da. Das Sammeln des Unkrauts, das Ende der Weltzeit kommt später. Mit der Entrückung der Gemeinde beginnt eine neue Weltzeit, aber damit ist noch nicht das Ende der Welt da. Vers 41: „Des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern." Das liest sich leicht, aber das sind furchtbare Dinge, in die die Schrift uns Hineinblicken läßt — die Zeit der Entscheidung, wo die Gerechten leuchten werden wie die Sonne in ihres Vaters Reich — sie werden sein wie Sonnen, die durch die Welt ziehen. „Wer Ohren hat... , der höre." Wer ein Verständnis hat für diese Dinge, der gehe ihnen nach — der verwerte sie im täglichen Leben, um Frucht zu schaffen für die Ewigkeit und die Herrlichkeit. Vers 44: „Darum ist das Himmelreich gleich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin mit Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker." Die Menschen suchen alle nach Glück, Wohlergehen, Freude, Genuß und Gewinn, aber der wahre Schatz, das wahre Gut, ist verborgen, ist niedergelegt vom Herrn im Acker. Der Acker ist die Welt, und mitten in dem Weltgetriebe führt der Herr das eine und das andere auf einen verborgenen Schatz. Da wird eine Sehnsucht im Herzen wach nach etwas anderem als was die Welt zu bieten vermag, ein Eindruck von etwas Höherem, Bleibendem — und wohl dem, der ob dem Neuen, das in seinen Horizont tritt, alles andere losläßt, preisgibt — der alles andere hergibt, um einzutreten in die neue Welt, vm ein Bürger des neuen Reiches zu werden, welches ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist, und das um so völliger, als man dem anderen den Abschied gegeben und sich davon getrennt hat. Wie gesagt, es muß zu Scheidungen kommen. Vers 47: „Abermals ist das Himmelreich gleich einem Netze, das ins Meer geworfen wird, womit man allerlei Gattung fängt." Damit ist die Arbeit der Evangelisation gemeint — in der Heimat und in der Heidenwelt — das Ausbreiten des Netzes, das ins Meer geworfen wird und allerlei Gattung fängt. Da kommen auch Seelen ins Netz, die angefaßt, aber noch nicht gelöst sind und darnach wieder, durch die Sorgen, den Reichtum dieser Welt und alles mögliche andere, zurückgehen. Wenn das Netz voll ist, zieht man es an das Gestade, und dann wird ausgeschieden. Die faulen Fische werden weggeworfen und die guten eingesammelt. Das geht auf das Ende der Weltzeit, reicht aber auch hinaus auf das tausendjährige Reich. Es sind Zwischenräume, die sich erst mit der Zeit auftun. Aus der Ferne zeigt uns die Schrift alles auf einem Plan. Vers 49 kommt die Zeit des Endgerichts, wo die Gottlosen von den Gerechten geschieden werden. Dann ist die Gemeinde bereits entrückt, und es wird dann in den Feuerofen geworfen, was nicht taugt und sich nicht gelöst hat von Sünde und Welt. Am Schlusse dieser Gleichnisse examiniert nun der Herr und möchte wissen, wie weit seine Jünger das alles verstanden haben. Vers 51: „Habt ihr das alles verstanden?" fragt er, und sie antworten: „Ja, Herr." Einzelne Blicke hat ihnen der Herr gegeben, aber in die Tiefe der neuen Sachlage konnten sie noch nicht Hineinschauen — in die Geheimnisse der göttlichen Wahrheit, wo jedes ausgelebte Licht einem neuen Lichte Bahn bricht, so daß wir dann Schriftgelehrte werden im wahren Sinne des Wortes. Wir brauchen da nicht auf einer Hochschule gewesen zu sein — wer die Wahrheit ausgenommen hat und dem Herrn treulich nachfolgt, ist ein in der Schrift Unterrichteter. Schriftgelehrte sind Leute, die in der Schrift unterrichtet sind und die dann auch anderen Handreichung tun und die sie einführen können in die Wahrheit. Wir haben ja auch Kleinkinderschulen. Die Kinder hat der Herr um sich gesammelt, aber der reife Mann, der in der Schrift zu Hause ist, kann für die Bedürfnisse anderer Altes und Neues hervorholen. Durch die Erfahrungen des Lebens wird ihm Altes beleuchtet und die Wahrheit gewinnt eine andere, eine neue Gestalt. Es ist alles niedergelegt, und alles, was niedergelegt ist, findet seine Verwendung an Ort und Stelle, je nach den Erfahrungen des Lebens. „Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, zog er von dannen und als er in seine Vaterstadt kam — nach Nazareth, wo er erzogen wurde und ausgewachsen war, lehrte er in den Synagogen, also daß sie erstaunten und sprachen: „Woher kommen diesem solche Taten? Ist dieser nicht des Zimmermanns Sohn?" Ja, das war er eben nicht — Gott hat eine heilige Decke über das Geheimnis seiner Geburt gelegt. „Heißt nicht seine Mutter Maria?" Jawohl — er hatte keinen menschlichen Vater — er war vom Heiligen Geiste gezeugt im Mutterleibe der Maria und gehörte also schon von Geburt an der oberen und der unteren Welt an. Er war aus Gott gezeugt und von einer menschlichen Mutter — von der Maria — geboren. Vers 56: „Und heißen nicht seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas? Und feine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?" Das war ein Geheimnis — und wohl denen, die den Geheimnissen des Reiches Gottes tiefer nachgehen! Wer suchet, der findet, aber auf die Oberfläche legt Gott nicht den Einblick in die heiligen Geheimnisse. Auf solches Land gilt es mit ausgezogenen Schuhen treten. „Und sie ärgerten sich." „Selig, wer sich nicht an mir ärgert", und wer mit dem, was er zur Stunde nicht versteht, so vor seinem Gott bleibt, bis er eine Decke nach der andern weggezogen bekommt — auch über seine Berufung, kurz — über alles, was wir wissen müssen, um dem Herrn Frucht bringen zu können. Die Bibel und der Geist Gottes geben Licht über alles, was wir wissen müssen, um vorwärts zu kommen, Frucht zu bringen, tiefer zu wurzeln, Gnadenkinder zu werden, ausgebildet zu werden für die obere Herrlichkeit. „Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet als in seiner Vaterstadt und in seinem Hause. Und er tat daselbst nicht viele Taten um ihres Unglaubens willen." Sie hatten sich daran gewöhnt, das Unglaubliche gering zu schätzen, an den Geheimnisten des Himmelreichs vorbeizugehen — aber das gibt Verhärtungen.