Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
1Thes 4,15-17 - 11. Dezember1Thes 4,15-17 - 11. Dezember
Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und überbleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen. Denn Er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit.
Die ersten Christen haben immer damit gerechnet, bei Lebzeiten von ihrem Bräutigam heimgeholt, zu Ihm hin entrückt zu werden. Paulus und Petrus sahen wohl so tief in die Dinge hinein, dass sie auch an einen längern Verzug dachten (2Pet 3,9; 2Kor 5,1-5). Damit bleibt aber die Entrückung nicht weniger ein unserm Glauben vorgestecktes Ziel, das wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Erwarten nicht nur, sondern auch beschleunigen sollen wir die Zukunft des Tages des Herrn und damit den Tag unsrer Entrückung. Wir tun dies durch gläubiges, anhaltendes Gebet, indem wir sprechen: „Komm, Herr Jesus!“ Wir tun es, indem wir in der fortwährenden Erwartung unsrer Heimholung den Dingen dieser Welt fremd bleiben und sie nur berühren, soweit wir Gott damit dienen und Seinen Namen verherrlichen. Wir tun es, indem wir uns „reinigen von jeglicher Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2Kor 7,1).
Es war gewiss eine in die fernere Entwicklung der Gemeinde Christi tief eingreifende Untreue, wenn sie mit den ersten Todesfällen von Christen und später mit dem Hinscheiden der ersten Geschlechter von Gläubigen die Hoffnung ihrer ersten Liebe, die bestimmte Erwartung, ohne leiblichen Tod dem Herrn entgegengerückt zu werden, mehr und mehr aufgab und schliesslich auf den Punkt kam, wo man darauf rechnete, sterben zu müssen, wo man den Tod als etwas Selbstverständliches ansah, als eine von Gott gewollte Ordnung, in die man sich ohne alle Einsprache zufügen habe. Wohl ist es etwas unaussprechlich Grosses, von aller und jeder Todesfurcht für immer befreit zu sein (Heb 2,15), und wo ein Kind Gottes wie Paulus es einmal vom Herrn bekommen hat, dass es für sich persönlich auf Verwandlung des Leibes verzichten und sich nach der ersten Auferstehung ausstrecken muss (Phil 3,11), da wird auch der Tod zum Gewinn (Phil 1,21) als der allein übrigbleibende Weg zur Heimat. Der Tod wird dann für ein Kind Gottes die entscheidende und feierliche Gelegenheit, Jesu Christi Triumph über Tod und Teufel wenigstens in dem Sinn zu offenbaren, dass wir durch Seinen Tod von Knechtschaft und Todesfurcht befreit sind (Heb 2,14.15); es ist ein Augenblick, in dem der Jünger seinen Herrn in besonderer Weise preisen und verherrlichen kann (Phil 1,20; Röm 14,7.8; Heb 13,7). Wer aber nun deshalb den Tod „Freund“ nennt, der verlässt den Boden der Heiligen Schrift; er denkt nicht mehr, wie Gott denkt. Der Tod ist und bleibt ein Feind (1Kor 15,26), - ein Feind, den Christus überwunden hat. Es ist ein Feind, gegen dessen Eingreifen und Umsichgreifen wir so lange als möglich zu stehen haben, gewiss, dass, wo wir es um des Herrn willen, auf dem Boden der Heiligen Schrift und unter der Leitung des Heiligen Geistes tun, wir den Herrn auf unsrer Seite haben, bis das Wort, das geschrieben steht: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“ (1Kor 15,55) sich in seiner ganzen Tragweite erfüllen wird.