Sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel.
Nach dem, der euch berufen hat,“ sagt Luther; am einfachsten ist es, wenn man übersetzt: „Nach dem, der euch rief.“ Wir müssen zur Einfachheit zurückkehren. Es handelt sich um die Frage: Hast du nie rufen hören? Ist dir nie, wenn du im Begriff warst, eine Rolle zu spielen, wie dem verlorenen Sohn unterwegs der Ruf ins Ohr gedrungen: „Verlornes Kind, komm heim, die Welt ist nicht für dich, - die Welt der Sichtbarkeit, an die du dein Herz hängst, kann dich nicht befriedigen; kehre um, kehre heim, du hast einen Vater, der auf dich wartet!“
Es ist die Stimme Gottes, die in die Irrwege der Menschen hineintönt, die hineindringt in die Gräber, in die sie ihre Liebsten zur Ruhe legen, die auf den Trümmern ihres Jagens und Schaffens erklingt, auf denen sie über ihr verlornes Dasein klagen. Ja, nur allzu oft muss der Herr in die tiefsten Tiefen hinabführen, damit wir endlich auf Seine Stimme hören. Wohl dem, der dann aufwacht und sich davon Rechenschaft gibt, wie viel Verwesung in den Dingen ist, die einen so schön dünken! Irdisches ist dir nie sicher; wenn du auch meinst, du habest alles noch so gut untergebracht, so kann es plötzlich heissen: „Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern!“ Der Ruf Gottes! - Ein solcher Ruf Gottes ist jedes Wort Gottes, das uns lebendig wird, jede Ahnung, die uns über den Wert des Ewigen und Unsichtbaren aufgeht, jeder Blick, den wir bekommen in die Leere und Öde alles dessen, was dem Menschen begehrenswert erscheint.
Und Gott sprach: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Wenn Gott sagt: „Es werde Licht!“ so wacht der Mensch auf; mancher aber hat den Mut nicht, umzukehren, will nicht heimkehren, verstockt sich und sucht sich dem Gericht zu entziehen, lässt sich nicht herbei, seinem Gott Rede und Antwort zu stehen. Menschenkind, wenn du ein Rufen Gottes auf dem Weg vernimmst, so stehe still und frage dich, ob du nicht am Ende auf verkehrtem Weg bist! Geh über nichts hinweg, wenn du jenes verborgene Rufen hörst, wenn Gott warnend Seinen Finger aufhebt, um dir anzudeuten, dass das, was du für begehrenswert hältst, wurmstichig ist und der Verwesung angehört, die durch Begehren (Begehrlichkeit) in der Welt ist. Wir sind verblendet, wenn wir uns einbilden, irgend etwas Irdisches könne einem Menschenherzen genügen, das Gott für sich, zu Seiner Ehre, zu Seiner Verherrlichung geschaffen hat. Was tun sich die Leute nicht auf alles mögliche zugute, und es ist doch alles hohl! Schliesslich scharrt man so ein Menschenkind in die Erde ein, damit man nichts von Verwesungsgeruch bemerke, bleibt aber selbst ruhig auf dem Gebiet des Verweslichen „in Unwissenheit“, die strafbar wird, sobald Gott angefangen hat zu rufen.