Machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander inbrünstig lieb aus reinem Herzen.
Der Abschnitt im 1. Petrusbrief (1,13-21), den wir neulich betrachtet haben, hat mit Glauben und Hoffnung geschlossen. Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt, und Er lebt nun und vertritt uns zur Rechten des Vaters, und Gott hat Ihm Herrlichkeit gegeben, auf dass unser Glaube und unsre Hoffnung auf Gott seien. Das ist Ausstrahlung von oben, Herrlichkeit, ausgestrahlte Herrlichkeit, deren Strahlen uns in der dunklen Nacht unsrer Eitelkeit und unsres Selbstlebens erreicht haben, in unserm eitlen Glauben an eine bessere Zukunft, in unserm eitlen Glauben an das, was wir selbst zustande bringen. Dahinein hat die Herrlichkeit des Lammes gestrahlt, das uns durch Sein kostbares Blut losgekauft hat von dem eitlen Wandel, von unsrer eitlen Art, von unserm eigenen bösen Blut, von der Unart, uns immer um uns selbst zu drehen, von der Gebundenheit an das Sichtbare, von der Abhängigkeit von den Kreaturen, in die wir durch den Fall geraten waren. Da hat uns das Blut Christi losgekauft, damit unser Glaube und unsre Hoffnung auf Gott seien, nicht mehr auf andre Menschen und auf uns selbst. Dazu hat Gott Seinem Sohn Herrlichkeit gegeben, damit Er uns dieses Leben mitteilen könne.
Mit Glauben und Hoffnung aber ist ganz organisch das Gebiet der Liebe verbunden. Wo Glaube und Hoffnung sind, müssen sie sich in Liebe betätigen. Unsre Liebe darf nicht an das gebunden sein, was wir von Menschen erwarten; wir haben Glauben an Gott, und darum lieben wir. Unsre Liebe hängt nicht davon ab, ob wir von andern verstanden werden oder nicht, sondern sie ist ein Ausfluss unsres Glaubens an Gott. Liebe, die nicht von einer auf Gott stehenden Hoffnung getragen wird, ist eine Karikatur von Liebe, ist Selbstpflege, wo einer sich im andern liebt und sein Selbstleben stärkt. Es gibt keine Geduld und keine Liebe ohne Glauben und Hoffnung zu Gott, dass Er auch in den verworrensten Beziehungen zu unsern Mitmenschen noch Mittel und Wege hat, alles in Ordnung zu bringen. Es gibt Verhältnisse, wo man warten muss, dass Gott alles auseinanderwirre, sonst verwickeln sich die Sachen immer mehr. Oft hat man nicht einmal einen ungetrübten Blick für die eigene Schuld; setzen wir aber dann unsre Hoffnung auf Gott, wo wir alles verworren und verspielt und trotz der besten Absicht alles durcheinander gebracht haben, so wirrt Er die Fäden auseinander, wie die Mutter die Maschen und Fäden im Strickstrumpf ihres Kindes auseinanderwirrt, wenn die Kleine ihr den Strumpf in die Hand gibt. Wir haben einen Vater im Himmel, der die Maschen, die wir fallen liessen, aufhebt, und das tut Er mit klarer, sicherer Hand; nur müssen wir Ihm Zeit dazu lassen. Auch auf dem Gebiet der Liebe muss Geduld und Glaube der Heiligen sein.