Dieweil wir denn einen grossen Hohenpriester haben, Jesum, den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasset uns halten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unsern Schwachheiten, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.
Man kann hier bei Vers 14 und 15 fragen, ob diese Verse nicht zu Kapitel 5 des Hebräerbriefs hinüberzunehmen sind; doch nein, sie gehören zu Kapitel 4, zum Trost derer, die den Mut gehabt haben, alles blosszulegen vor unserm Hohenpriester; denn es kann bei unserm Leben noch etwas herauskommen zur Ehre Gottes. Er bekümmert sich um unser armseliges Leben, damit noch etwas herauskomme zum Lob der Gnade Gottes. Was der Herr aus einem Menschen machen kann, das lernen wir an uns selbst, wenn wir den Grund unsres Wesens kennenlernen. Wir werden geboren als Zerrbilder. Was der Mensch eigentlich sein sollte, das müssen wir erst wieder an Jesus lernen, und dann merken wir erst, was der Teufel aus einem gemacht hat. Danach erfahren wir, was Jesus aus Ruinen, aus in Knechtschaft und Blindheit versunkenen Wesen machen kann. Er, der Prophet, der Hohepriester, wartet mit unaussprechlichem Erbarmen und Geduld, wenn mit einem ersten Gericht noch nicht alle Einzelheiten ans Licht gekommen, wenn Er im Laufe unsres neuen Lebens immer wieder noch etwas zu richten hat. Wie fest und ernst in Seiner männlichen Treue, aber auch wie geduldig wartet Er auf den Augenblick, wo Er uns tiefer und völliger erlösen kann, uns Blicke schenken kann in unser Verderben hinein und dann in die Herrlichkeit Seines Wesens, wie wir es, weder das eine noch das andre, vor einem Jahrzehnt ertragen hätten. O wie herrlich, sich auszuliefern einem Propheten, der zugleich Hoherpriester ist, der durchdringt und uns zu Hilfe kommt aus dem Heiligtum! Weiss Er doch, wie einem zu Mut ist im Menschenleben; Er hat es durchgemacht im gehorsamen Leben bis zum Tode am Kreuz, und nun ist der Gnadenstuhl offen, die Jakobsleiter steht, und niemand kann sie umreissen. Und zwischen allem Erdenleben hier unten und aller Fülle und Reichtum der Heimat ist eine völlige Verbindung für den Gewaschenen, für den, welchem der Heiland Hoherpriester geworden ist. Er findet rechtzeitige Hilfe. Jesus ist gekommen, um Seine Herrlichkeit jedem einzelnen zu bringen und zu bewahren. So lernen wir Ihn kennen, so führt der Prophet uns unter den Gnadenstuhl des Hohenpriesters, und der Hohepriester führt uns unter den Hirtenstab des Königs, wo uns der Tisch gedeckt ist gegen alle Feinde. Wenn wir nur fürchten, Ihn zu betrüben, dann muss alles dahin arbeiten, uns zu dem grossen Ziele zu führen, wo wir Ihn schauen werden, wie Er ist.
Wie bist Du mir so innig gut,
Mein Hoherpriester Du!
Wie teu’r und kräftig ist Dein Blut!
Das bringt mich stets zur Ruh.
Wenn mein Gewissen zagen will
Vor meiner Sündenschuld,
So macht Dein Blut mich wieder still,
Setzt mich bei Gott in Huld.
Es gibet dem bedrückten Sinn
Freimütigkeit zu Dir!
Dass ich in Dir zufrieden bin,
Wie arm ich bin in mir.