So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Was mögen für Kämpfe durch die Geisterwelt gegangen sein, bis zur Zeit der Reformation endlich wieder das Licht von der Rechtfertigung durch den Glauben durchbrach, bis den Leuten endlich wieder zum Bewusstsein kam, dass die Vergebung der Sünden den Menschen nicht durch das Messopfer zuteil wird, sondern durch das Opfer, das unser Heiland am Kreuz dargebracht hat! Es waren verhältnismässig immer nur einzelne, die die Versöhnung durch den Opfertod Christi annahmen, und was hat es in den letzten Jahrzehnten für Kämpfe gekostet, bis sich in der Gemeinde endlich wieder das Licht Bahn gebrochen hat, dass der Mensch nicht durch eigenes Ringen, sondern durch den Glauben zur Heiligung gelangt! „Er ist uns gemacht zur Gerechtigkeit, zur Heiligung, zur Erlösung.“ Wie wir nicht durch Bussübungen, sondern durch Busse und Glauben in das Erbe der Rechtfertigung, das heisst der Gerechtigkeit Jesu Christi, eintreten, und wie wir nicht durch eigenes Ringen, sondern durch Glauben in das Erbe Seiner Heiligung und Heiligkeit eintreten, so treten wir auch durch den Glauben in das Erbe der Erlösung des Leibes ein.
Es gibt eine Erlösung, welche vor der Heiligung steht, nämlich die Vergebung der Sünden. In Seinem Blut haben wir Vergebung der Sünden - das ist das Fundament. Sich auferbauend auf diesem Fundament kommt dann ein Leben der Heiligung keine Selbstheiligung, sondern ein Eingehen durch den Glauben in die Stellung von Gottgeheiligten, ein Eingehen in das Werk Christi, wo man aufhört, für sich selbst zu leben. Ich habe als erlöstes Gotteskind Macht, keinen Augenblick mehr mir selbst zu leben, und zwar habe ich diese Macht nicht mir selbst errungen, sondern ich besitze sie als ein Gottgeheiligter. Wenn ich ein Kind Gottes bin, so habe ich Macht, nicht zu sündigen, so habe ich Macht, mich durch das Blut Christi meinem Gott zu heiligen.
Als drittes kommt dann die Erlösung des Leibes; denn eine normale Heiligung muss notwendigerweise dahinein münden. Wer einmal erkannt hat, dass er für Gott da ist, der duldet keine Neigung und keine Regung mehr in sich, die nicht für Gott wären, der geht mit allem, was sich in ihm regt, zu seinem Gott und setzt der Erneuerung seines Wesens bis hinein in das Gebiet der Eindrücke und Stimmungen keine Grenzen mehr. Wer Gott in diesem Punkt Grenzen steckt, begeht die Sünde, mit der das Volk Israel seinen Gott entrüstet hat, denn er sagt gewissermassen: „Von diesem und jenem hast Du mich ja erlöst, wirst Du mich auch von unreinen Traumbildern erlösen, wirst Du auch meine Phantasie reinigen können?“ Als ob nicht jeder Fussbreit Landes, den die Gnade erobert und auf dem wir den Sieg Christi erfahren haben, ein Angeld für die Eroberung eines weitern Fussbreit Landes wäre! Die Sünde ist nicht unendlich, das ist einzig und allein die Gnade Gottes.