Schriften von Otto Stockmayer
Familien- und Berufsleben zur Ehre des Herrn
1Kor 12,26 - 27. November1Kor 12,26 - 27. November
So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Es ist Sache der Gesunden, derer, die den freien Gebrauch ihrer Gebets- und Glaubenskräfte haben, für ihre gebundenen Brüder in den Riss zu treten (Heb 13,5). Sie sind ihnen den Liebesdienst schuldig, den die vier Männer im Evangelium dem Gichtbrüchigen geleistet haben; sie sollen ihre Kranken dem Heiland zu Füssen legen und dort lassen, bis Er sich ihrer erbarmt.
Ist die Aufmerksamkeit des Vaters kranken Kindern in besonderer Weise zugewandt, so ist es selbstverständlich die Aufgabe der gesunden Glieder des Leibes Christi, in ihres Vaters Sinn einzugehen und ihren kranken Geschwistern mit warmer Teilnahme, mit rücksichtsvoller Scheu zu begegnen. „Ich bin krank gewesen, und ihr habt Mich besucht . . .“ Da werden sie Ihm antworten: Herr, wann haben wir Dich krank gesehen und sind zu Dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sprechen: „Was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan (Mt 25,36-40).
Leidende wollen mit zarter Hand berührt sein; an ein Schmerzenslager tritt man mit ausgezogenen Schuhen.
Wir haben von unsrer Berufung gesprochen, Gottes Mitarbeiter zu sein, und sehen aus der Jakobusstelle (Jak 5,14-16), wie der Apostel bei der Frage der Heilung der Kranken auf Elia zurückgreift, um seinen Brüdern an diesem Beispiel die Macht eines gläubigen Gebets vorzuhalten. Aber im Grund ist dieses Wort des Apostels nicht an die Kranken, sondern an die Ältesten gerichtet. Der Kranke ist aufgefordert, die Ältesten kommen zu lassen; aber die Ältesten haben über ihm zu beten und ihn zu salben. Von ihnen erwartet die Schrift das Gebet des Glaubens, das dem Kranken helfen soll. Sie müssen Busse tun, wenn ihr Gebet kein „ernstliches, viel vermögendes“, wenn es nicht das Gebet „des Gerechten“ ist. Das Haupt gebeugt wie Elia, haben sie zu stehen vor Gott, bis Er ihnen aufgedeckt hat, was ihr Gebet unwirksam macht, worin es mit ihnen selbst, oder worin es mit der Gemeinde, deren verantwortliche Vertreter sie sind (Heb 13,17), nicht recht steht. Liegt dem Zustand des Kranken Bann oder Gebundenheit, Finsternis oder Verhärtung zugrunde, hat er Sünde getan, die bekannt oder wieder gutgemacht werden muss (Jak 5,15.16), so wird der Herr den Ältesten, die sich persönlich oder mit der ganzen Gemeinde demütigen, einen prüfenden Prophetenblick oder ein lösendes Prophetenwort für den Kranken geben. „Der Herr wird ihn aufrichten.“
Gebe der Herr Seiner Gemeinde bald wieder Älteste, die fähig sind, Gottes Mitarbeiter zu werden, willig in der Aufrichtung ihrer Kranken, ausdauernd in alles überwindendem, heiligem Mittragen! Möge Er bald einen neuen Lebenshauch durch Seine Gemeinde gehen lassen, damit sie sich aufraffe und ihrer Verpflichtungen gegen ihre gebundenen Glieder eingedenk werde!